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Die Herzensbücher meiner Herzensmenschen - #3

Sonntag, 27. Januar 2019

In der Beitragsreihe "Die Herzensbücher meiner Herzensmenschen" stellen – wie der Name schon erahnen lässt – meine liebsten Menschen jene Bücher vor, die sie bewegt, überrascht, erschüttert, wachgerüttelt, zum Träumen, Weinen oder Umdenken gebracht haben. Kurz: Bücher, die sich einen festen Platz in ihren Herzen und Bücherregalen gesichert haben.

Im heutigen Beitrag entführt euch meine Schwester Julia ins Reich der Mitte und stellt euch ein Buch vor, das ihr kurz vor ihrer China-Reise in die Hände fiel und sie auf so manche Überraschung vorbereitet hat.


Fettnäpfchenführer China www.nanawhatelse.at

Aber ich möchte gar nicht zu viel verraten. Vorhang auf für Julia und den dritten Beitrag der Herzensbücher-Reihe:


Dienstag 2. Oktober 2018

Um 2 Uhr früh im Beijing Capital Airport (PEK) sitzend und mit der Müdigkeit kämpfend, um nicht vor dem Boarding noch einzuschlafen, bietet es sich an, der längst überfälligen Bitte meiner Schwester Nana, einen „Gastblogbeitrag“ zu schreiben, nachzukommen. Meine Buchwahl wurde den Umständen entsprechend völlig über den Haufen geworfen und fiel nun spontanerweise auf meine Freizeitlektüre der letzten Woche: „Fettnäpfchenführer China – Der Wink mit dem Hühnerfuß“ von Anja Obst (7. Auflage, 2016).

Am 25. September ging mein Flug nach Peking für einen Workshop am Beijing Institute of Technology. Ich hatte absolut überhaupt keine Zeit, mich auf die Reise vorzubereiten. Nur das Visum konnte ich mit Ach und Krach noch organisieren. Am Tag vor dem Abflug holte ich mir dann noch diesen Fettnäpfchenführer (weil ich eine super Erfahrung mit dem Fettnäpfchenführer für meine Reise nach Südafrika im Vorjahr gemacht hatte) und dachte eigentlich, dass er dem Titel nach zu urteilen, China großräumig abdecken würde und ich für Peking nur einzelne Rosinen herauspicken könnte. Aber nein – er fokussiert sich hauptsächlich auf Peking. Das mag für Leute, die mehrere Wochen oder Monate durch China reisen enttäuschend sein; für meine erste einwöchige Erfahrung mit Festlandchina war er perfekt. Außerdem lässt sich vieles (wie Gewohnheiten, Bräuche und vor allem Politik) natürlich auch verallgemeinern.

Popsch #FettnäpfchenführerChina #Buchvorstellung
Schnappschuss "Babypopsch" von Julia, aufgenommen während ihrer China-Reise

Ich finde den Aufbau des Buchs einfach toll! Es ist in 39 kleine Häppchen gegliedert, die einen chinesischen Titel tragen sowie eine wortwörtliche deutsche Übersetzung und eine sinngemäße. Mehr als die Hälfte des Buchs habe ich während meines 9,5-stündigen Non-Stop-Flugs von Wien nach Peking gelesen. Da ich leider eine sehr langsame Leserin bin, sprang ich zwischen den Kapiteln kreuz und quer herum, um das wichtigste vor meiner Ankunft abzudecken, wie zum Beispiel „Überleben im Pekinger Verkehr“. (Vor allem die Moped- und Radfahrer, zum Teil aber auch Eltern mit ihren kleinen Kindern an der Hand, ignorieren rote Ampeln völlig.) So wie das praktische Büchlein aufgebaut ist, funktioniert das Kreuz-und-quer-Lesen einwandfrei.

Die Infos werden in jedem Kapitel in drei Arten präsentiert. Einerseits gibt es den deutschen Austauschstudenten Peter, der ein halbes Jahr in Peking studiert und sich zurechtfinden muss. Nach jedem Erlebnis bzw. Fettnäpfchen gibt es aber auch „sachlichere“ Erläuterungen der Autorin und Infoboxen für vertiefende Erläuterungen, Zahlenmaterial und Verweise auf andere Kapitel.

Natürlich hat mir der Fettnäpfchenführer insbesondere deshalb so gut gefallen, weil ich mich in der vergangenen Woche sehr oft in Peter hineinfühlen konnte und viele Aha-Erlebnisse hatte. Einiges war mir schon von früheren Begegnungen mit Chinesen rund um den Globus bekannt, vieles war mir aber neu. Zum Bekannten gehörte das sehr laute Schmatzen beim Essen, aber auch regelmäßiges Räuspern, Rülpsen und Spucken. Dazu muss ich aber anmerken, dass mir hier vor allem die 50+ Generation aufgefallen ist.

Zu den neuen Erkenntnissen/Kulturschocks gehörten, wie man Pekingente richtig isst, dass es für Kleinkinder Schlitzhosen (Kāidāngkù) gibt, dass die Heizperiode geregelt wird (was man im Herbst leider auch in teuren Hotels zu spüren bekommt), wie man Visitenkarten überreicht, oder warum man im Restaurant nur heißes Wasser bekommt. Für mich als Handelsökonomin, die sich regelmäßig mit der WTO – der Welthandelsorganisation (World Trade Organisation) – beschäftigt, war es auch besonders amüsant zu lernen, dass es auch eine Welttoilettenorganisation mit derselben Abkürzung gibt, die in China – Peking miteingeschlossen – sicher noch sehr viel zu tun hat.

Schnappschuss #FettnäpfchenführerChina www.nanawhatelse.at
Ohne Popsch, aber trotzdem super: Schnappschuss von Julia aufgenommen während ihrer China-Reise 2018

Als kleines Manko wäre anzumerken, dass die Infos zum U-Bahn-System und auch zur Sauberkeit in Peking veraltet sind. Aber dadurch, dass sich in beiden Fällen die Situation verbessert hat, ist man als Leser schon auf das Schlimmste vorbereitet und dafür dann als Tourist positiv überrascht. Besser so als andersrum.

Mir hat es echt Spaß gemacht, den Fettnäpfchenführer zu lesen; ich habe viel gelernt und auch direkt anwenden können und würde ihn daher auf alle Fälle weiterempfehlen.



Autorin: Anja Obst Titel: Fettnäpfchenführer China: Der Wink mit dem Hühnerfuß
Verlag: CONBOOK ISBN: 978-3-943176261



PS: Wer jetzt - wie ich - Fernweh bekommen hat, kann sich auf Julias Blog nicht nur allerhand Inspiration in Sachen kreatives Werkeln holen, sondern auch in ganz vielen Reiseberichten stöbern und in Gedanken schon mal beginnen, die Koffer zu packen.


Bisherige Beiträge der Reihe "Die Herzensbücher meiner Herzensmenschen":