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[Rezension] Will & Will von John Green und David Levithan

Freitag, 26. Oktober 2012

"Warum sollte man jemanden lieben, der einen nicht zurücklieben kann?"

Will & Will von John Green und David Levithan
Ein wenig zum Inhalt: Will Grayson hat eine Regel: Schnauze halten und sich aus allem raushalten. So verpasst man zwar einiges, aber es bleibt einem auch viel erspart. Erst als Jane in sein Leben tritt, beginnt er sich zu fragen, ob sie es nicht wert wäre seine goldene Regel, die er mittlerweile perfektioniert und zu seiner Lebensphilosophie gemacht hat, zu brechen. Nur einige Kilometer weit weg schlägt sich ein anderer Will Grayson mit vollkommen anderen Problemen herum. Zum ersten Mal soll er seinen Internetschwarm Isaac treffen, was gar nicht so einfach ist, inmitten des ganzen Stresses mit seiner aufdringlichen Nur-Freundin Maura, seinen depressiven Schüben und seinen leicht verkorksten familiären Verhältnissen. Auch er hat bereits gelernt, dass Erwartungen die schlimmsten Feinde der Zufriedenheit sind, doch es kommt alles .. noch schlimmer als erwartet. Als er Tiny, den selbstbewussten, stolzen und schwulen besten Freund des anderen Will Grayson (Kurz: d.a.W.G.) kennenlernt, zeigt sich ihm - auf schöne, aber auch auf schmerzlichte Weise, wie das Leben sein könnte - wenn er nur wollte.

Idee: Ich muss gestehen, bereits der kurze Klappentext: "Zweimal Will, zweimal Liebe: Zwei Siebzehnjährige namens Will Grayson, deren Leben sich seit Längerem im Kreis dreht, treffen in einer kalten Nacht in Chicago durch Zufall aufeinander. Und plötzlich gerät alles in Bewegung." ließ in mir eine ganz bestimmte Erwartung aufkommen. Eine Verwechslungsgeschichte, eine enge Verbindung zwischen Will und Will. Will Grayson und Will Grayson schlagen sich mit alltäglichen und zugleich vollkommen schrägen Problemen, mit der Liebe in all ihren Facetten, und ihren Wünschen, Träumen und Ängsten herum. Ihre Verbindung zueinander bestand jedoch über die weitesten Strecken des Romans lediglich über zehn Ecken.

Umsetzung: Es KANN natürlich sein, dass ich mir das nur einbilde, aber ich hatte beim Lesen des Buches ständig das Gefühl, ganz genau zu wissen, welche Passagen John Green und welche David Levithan geschrieben hat. Die einzelnen Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht von Will Grayson und (dem anderen) Will Grayson erzählt. Die einen sprühen vor Wortwirtz, trockenem Humor, Selbstironie und fließen nur so dahin. Die anderen wirken teils schwer aufgesetzt, nicht authentisch in dem Bemühen Teenager-Depressionen greifbar zu machen, was jedoch dazu führt, dass man das Gefühl bekommt, der Autor hätte seine Jugend schon laaaaange hinter sich gebracht und in dieser keine einzige Sekunde in depressiver Stimmung verbracht. (Ich liebe die Art und Weise wie John Green schreibt in jedem einzelnen seiner Bücher, (hier nochmals meine Buchempfehlung des Jahres: John Green: "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" Bitte, bitte lesen!) wohingegen ich mit dem klischeehaften Stil von David Levithan bereits in "Nick und Norah - Soundtrack einer Nacht" ein ziemlich großes Problem hatte..) Alles in allem hat die Umsetzung gemischte Gefühle in mir ausgelöst. Ich halte sie aber, trotz der beschriebenen Schwächen, für durchaus gelungen und unterhaltsam..

Charaktere: Während ich im Leben von Will Grayson Numero 1 viele schrullig-sympathische Charaktere kennenlernen durfte, die sich allesamt mit den gleichen Problemen herumschlagen und dennoch vollkommen einzigartig erscheinen, erschien mir das Leben des Will Grayson Numero 2 und die Charaktere, die darin eine Rolle spielen als die Umsetzung eines einzigen großen Teenie-Klischees. Durch und durch gemischte Gefühle haben die teils sehr tiefgründigen, teils vollkommen seichten und oberflächlichen Charaktere in mir ausgelöst..Wie alles in diesem Buch haben mich auch die Charaktere zwiegespalten zurückgelassen.

Gestaltung: Das einzige wovon ich an diesem Buch zu 100% überzeugt bin, ist die fabelhaft gelungene Gestaltung. Ein wundervoller Eyecatcher (das Cover suggeriert bereits, dass einer unserer Wills seinen Kopf in den Wolken hat..) - in roten Lettern setzt sich der geniale und überaus passende Titel vor einem himmlischen Hintergrund ab :) Wunderschön gebunden, liegt es traumhaft in der Hand, und hätte es nun auch noch ein Lesebändchen gehabt, hätte ich allein aufgrund der Optik des Buches, vermutlich zu sabbern begonnen :D

Soundtrack: Mein persönlicher Soundtrack für Will & Will ist das Lied "The Best Is Yet To Come" von Hinder. Der Titel spiegelt ziemlich genau das Gefühl, mit dem der Roman den Leser zum Schluss entlässt :)


Fazit: Ein unterhsaltsamer Jugendroman zwischen philosophischen Träumereien und grauer Realität, zwischen kunterbuntem Leben und schwarzen Löchern. Kurzweilig und amüsant, wenn auch ab und an gefährlich ins Oberflächliche schwappend..
3,5 von 5 Sternen

Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: cbt
ISBN-13: 978-3570161036
Originaltitel: Will Grayson, Will Grayson