"Beim Versuch, das Pergament zu entziffern, können Sie ein Lachen nicht unterdrücken."aus: „Rätsel um Leonardo“ von Vincent Raffaitin, 14
Entdecken Sie geheime Verstecke, lösen Sie Rätsel, die der große Erfinder vor Jahrhunderten anlegte, kommen Sie einem Schatz von unermesslichem kulturellem Wert auf die Spur. Ob es Ihnen gelingt, mit dem Erfindungsgeist des Meisters Schritt zu halten? Ihnen bleiben nur 60 Minuten, um Leonardos Rätsel auf die Spur zu kommen!
Ein originelles Spielbuch, das Escape Game und Abenteuerroman verbindet. Nehmen Sie die Nachforschungen in die Hand und sammeln Sie die Hinweise, die Ihnen ermöglichen, das Geheimnis zu lüften.Tauchen Sie ein in Leonardo da Vincis spannenden Kosmos!Persönlicher Eindruck: Als während des ersten
Lockdowns im Frühjahr dieses Jahres plötzlich ungewohnt viel Zeit zu Hause
verbracht werden musste, wurden viele alte Hobbies wiederentdeckt und neue
Zeitvertreibe ge- und erfunden, die die Zeit in den eigenen vier Wänden etwas
abwechslungsreicher gestalten sollten. Da wurde wieder gepuzzlet, Brot
gebacken, gemalt. Und vor allem: gespielt. Eine besonders tolle Idee, für einen
spannenden Abend zu Hause: Escape Games für daheim.
Ich war mit meinen Freunden schon in diversen Escape Rooms
in und rund um Salzburg und bin ein großer Fan dieser ausgefuchsten Adventure-Gruppenspiele,
bei denen man gemeinsam in einen Raum eingesperrt wird, Hinweise finden und
viele knifflige Rätsel lösen muss, um zu entkommen.
Wenn man das Haus allerdings nur noch verlassen darf, wenn’s
brennt, man Hunger hat oder sich der Klopapiervorrat dem Ende zuneigt, ist es
natürlich eine coole Sache, wenn man sich das Abenteuer heim holen kann. Escape
Games für daheim gibt’s in vielen, vielen verschiedenen Ausführungen: da gibt’s
Brettspiele, Computerspiele, Bücher.
Ich habe vom Ullmann Verlag das Pocket Escape Book „Rätsel
um Leonardo“ geschickt bekommen (Herzlichen Dank dafür!) und es auf Herz und
Nieren geprüft. Nachdem ich das Pocket Escape Book nun mit meiner Lockdown-Bezugsperson
durchgespielt habe (in Österreich sollen wir uns möglichst auf eine Person
beschränken, mit der wir während Lockdown No. 2 in persönlichem Kontakt stehen,
das Escape Book eignet sich meiner Meinung aber ohnehin NICHT für das Spielen
in größerer Runde), gibt’s mein Fazit dazu:
Die Anleitung ist einfach und verständlich, es müssen keine
Vorbereitungen getroffen werden; hat man das Buch und im Optimalfall noch einen
Stift, ist man bereits gerüstet und kann loslegen.
Das Buch umfasst fünf Kapitel: um weiterzukommen, müssen Codes geknackt werden – gelingt dies nicht auf Anhieb, können Hinweise zu Rate gezogen werden. Ziel ist es, Leonardos Rätsel innerhalb von 60 Minuten auf die Spur zu kommen. Und da kommen wir auch schon zum ersten Haken: Es ist praktisch unmöglich, das Buch in dieser Zeit durchzuspielen. Zumindest ohne funktionierende Zeitmaschine.
So originell und ambitioniert ich die Idee finde, ein Escape Game in ein Buch zu packen, so wenig konnte mich die Umsetzung dieser überzeugen und begeistern. Neben der absolut unrealistischen Zeitangabe verwirrte die Geschichte, welcher teilweise der rote Faden zu fehlen schien, mit äußerst schrägen Plottwists und abstrusen Anekdoten, die mit der Geschichte selbst nichts zu tun und auch keinen Unterhaltungswert hatten (Ist hier vielleicht bei der Übersetzung was schiefgelaufen?) und auch nicht zur Lösung des Rätsels beitrugen.
Während der Grundgedanke, dass Leonardo da Vinci der
Nachwelt eine Botschaft hinterlassen hat, die es zu finden und entschlüsseln
gilt, mich faszinierte, war die platte Geschichte rundherum leider
enttäuschend.
Lassen wir die literarischen Qualitäten außer Acht und nehmen
die zu knackenden Rätsel etwas genauer unter die Lupe, zeigt sich meiner
Meinung ein sehr ähnliches Bild: Tolle Ideen, wenig berauschende
Umsetzung.
Bei den allermeisten Rätseln handelt es sich um Zahlen- und
Farbcodes, die es ermöglichen, Türen zu öffnen und so ins nächste Kapitel zu
gelangen. Hinweise dazu verstecken sich (teilweise sehr gekonnt) in den
Illustrationen. Vereinzelt finden sich auch Spiegelschriften, mathematische
Rätsel und Bilderrätsel im Büchlein: einige davon spannend umgesetzt, andere
davon unausgegoren und Verwirrung stiftend.
Ebenso unklar („Ist das hier ein Hinweis oder nur ein
Klecks?“, „Da steht B. Meinen die, wir halten das für eine 8?“) wie manche
Rätsel sind auch einige der Hinweise am Ende des Buches, welcher man sich
bedienen kann, wenn man mit seiner Weisheit am Ende ist und einen kleinen Tipp
braucht (pro Rätsel gibt es zwei Hinweise, man darf jedoch – streng genommen –
insgesamt nur fünf Hinweise nutzen).
Kurzum: Da wir bei manchen Rätseln nicht nur mit der Weisheit
am Ende waren, sondern nach dem gefühlt hundertsten Zahlenrätsel sich auch
unsere Geduld langsam aber sicher verabschiedete, zogen wir (entgegen der Spielregeln)
sehr regelmäßig (die mehr oder minder hilfreichen) Hinweise zu Rate und
schafften es dennoch nicht, innerhalb der vorgegebenen Zeit das Pocket Escape
Book durchzuspielen.
Am Ende war meine Bezugsperson verzweifelt, ich war verzweifelt
und ich glaube fast, ich habe auch das Pocket Book entnervt stöhnen gehört.
Fazit: Eine originelle Idee, die in der Umsetzung jedoch
nicht überzeugen kann und das Wort „Knobelspaß“ auf grausame Weise ad absurdum
führt.