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[Rezension] Dark Elements 3 - Sehnsuchtsvolle Berührung von Jennifer L. Armentrout

Dienstag, 16. August 2016


Foto: www.nanawhatelse.at; Bildrechte (Cover): ya! Harper Collins Germany

„Allmählich muss ich sagen, dass deine süße Naivität in Wahrheit hinreißende Idiotie ist.
Du bist so was wie die niedliche Version des Dorfdeppen.“
aus: Dark Elements 3 – Sehnsuchtsvolle Berührung von Jennifer L. Armentrout, Seite 52. Textrechte: ya! Harper Collins Germany

Der Klappentext: Roth oder Zayne, Hölle oder Himmel? Beide lieben Layla, und sie muss sich entscheiden. Layla weiß bald nicht mehr, wo ihr der Kopf steht. Aber während sie noch mit ihrem Gefühlschaos ringt, droht ein höllischer Feind alles zu vernichten, was ihr wichtig ist. Hoffnungslos verstrickt in ein Gespinst aus Lügen und Geheimnissen, bleibt Layla nur die Flucht nach vorn – in einen Krieg, den sie unmöglich allein gewinnen kann …

Spoiler-Warnung! Hierbei handelt es sich um den dritten und letzten Band einer Reihe; die Rezension enthält möglicherweise Hinweise zum Inhalt der Vorgängerbände.

Rezension: Phänomenal genial – so begann die Dark Elements Reihe für mich. Die ersten beiden Bände waren geballtes Romantasy-Lesevergnügen, selten konnte mich eine fantastische Reihe so in ihren Bann schlagen. Obwohl auch altbekannte, gefühlt hundertfach durchgekaute Jugendbuch-Elemente, wie die Dreiecksgeschichte zwischen Layla, Roth und Zayne – vorkommen, schaffte es die Autorin mit einem außergewöhnlichen Setting, einzigartigen Charakteren und einem spannungsgeladenen Handlungsverlauf eine packende Story zu schaffen, der es weder an frechen Dialogen noch an Spannung und Sex-Appeal mangelte. Es machte einfach unglaublich Spaß in eine Welt einzutauchen in der Gargoyles und Dämonen für Ordnung zwischen Himmel und Hölle sorgen und sich dabei gegenseitig das Leben schwer machen.

Zwar beginnt auch der dritte Teil sehr vielversprechend, schon nach wenigen Dutzend Seiten fragt man sich aber bereits: Was geht denn hier schief? Während die Freundschaft zwischen Layla und Zayne großen Raum in den ersten Bänden einnimmt, wird Zayne – eigentlicher Protagonist der Reihe – schon sehr früh an den äußersten Rand der Handlung gedrängt. Layla stellt ihn sprichwörtlich aufs Abstellgleis – und da bleibt er auch. Die Dreiecksgeschichte, die sich zuerst über 800 Seiten angebahnt hat, verpufft binnen dreier Sätze und Layla – die damit beauftragt wird, die von der Apokalypse bedrohte Welt zu retten – verfällt voll und ganz Roth. Und obwohl die Menschheit kurz vor ihrem Ende steht, hat Layla selten etwas Besseres zu tun, als sich vor einem peinlich berührten Publikum Roth in die Arme zu werfen. Immer und immer wieder.

Ich bin ein großer Fan von wohldosiertem Kitsch – in den Vorgängerbänden war die prickelnde Atmosphäre beinahe greifbar. Im finalen Band hingegen wäre weniger mehr gewesen. Zudem erfährt Layla endlich wer sie ist – und damit auch, welche Fähigkeiten sie besitzt. Dass sie eines der mächtigsten Geschöpfe unter dem Himmel ist, scheint sie jedoch weniger zu kümmern, als die Tatsache, dass ihre Flügel nun plötzlich gefiedert sind. Komm drüber hinweg. Du hast jetzt Federn! Basta! Auch sonst verhält sie sich eher wie ein gerupftes Hühnchen und nicht wie die Heldin, als die alle anderen sie aber scheinbar sehen. Trotz ihrer kosmischen Kräfte kommt sie einfach nicht auf Touren; anstatt zu der toughen Protagonistin zu werden, die die Dinge selbst in die Hand nimmt, und die ich mir gewünscht hätte, verwandelt sie sich lieber bei jeder denkbaren Gelegenheit in einen naiven Tollpatsch, der es vorzieht gerettet zu werden, anstatt sich selbst den Allerwertesten zu retten. Warum die Autorin beschlossen hat, ihr diese unglaublichen Kräfte zu geben, wenn sie sie im Endeffekt ja doch nie einsetzt, weiß der Himmel. Zudem wies der Roman – ganz anders als die ersten Bänden der Reihe – stellenweise durch ständige Wiederholungen Längen auf; zugleich kamen eigentlich wichtige Handlungselemente, wie beispielsweise das Schicksal von Sam oder das der Hausgeister, viel zu kurz und wurden in nur wenigen Zeilen lieblos abgehandelt.

Dennoch wartet der letzte Band der Dark Elements Reihe auch mit ein paar sehr erfreulichen Überraschungen auf: So macht es unglaublich Spaß, Bekanntschaft mit der wortgewandt-scharfzüngigen Sense – auch bekannt als Sensenmann – zu machen und die wirklichen Big Player der Hölle und des Himmels kennenzulernen. 

Angespannt presste Roth die Lippen aufeinander.
„Ich bin die Ruhe selbst. Ich möchte nur erfahren, wer deine Haut verschandelt hat, damit ich weiß, wen ich demnächst eines langsamen Todes sterben lassen werde.“
aus: Dark Elements 3 – Sehnsuchtsvolle Berührung von Jennifer L. Armentrout, Seite 213. Textrechte: ya! Harper Collins Germany

Es gibt ein Sprichwort, das besagt, dass Erwartungen der Feind der Zufriedenheit seien. Ja, meine Erwartungen waren verteufelt hoch – angesichts des bombastischen Reihenauftakts und des ebenso starken zweiten Bandes und wurden dementsprechend umso schlimmer enttäuscht. Irgendwie war in diesem Band alles viel zu viel und dennoch nicht genug.

Die komplette Dark Elements Trilogie!
Foto: www.nanawhatelse.at; Bildrechte (Cover): ya! Harper Collins Germany

Persönliches Fazit: Leider reicht der finale Band nicht an die genialen Vorgängerbände heran. Nach einem spannenden und vielversprechenden Einstieg werden die Handlungsstränge nur lieblos verfolgt und viel zu abrupt zu Ende gebracht; das Verhalten der Protagonisten grenzt stellenweise an nervtötend und der ganze Plot wirkt insgesamt viel unrunder als man es vom Rest dieser Fantasy-Reihe kennt. Wer seine Erwartungen runterschraubt, wird einige vergnügliche Lesestunden mit Dark Elements 3 verbringen können; wer auf ein gebührendes Ende einer Reihe, die grandios begonnen hat, hofft, wird aber leider enttäuscht werden.



Dark Elements 3 - Sehnsuchtsvolle Berührung von Jennifer L. Armentrout | Originaltitel: Every Last Breath |  Übersetzung: Ralph Sander | ya! Harper Collins Germany, 2016 |  Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 336 Seiten |  ISBN: 9783959670203