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[Rezension] Seelenkuss von Lynn Raven

Donnerstag, 20. März 2014

Rezension "Seelenkuss" von Lynn Raven www.nanawhatelse.at Der Salzburger Buch-Blog.
Foto: www.nanawhatelse.at, Bildrechte (Cover): cbt
Vorweg ein paar Worte von mir, damit ihr besser verstehen könnt, warum ich dieses Buch so und nicht anders empfunden habe und warum meine Meinung und Beurteilung so und nicht anders ausfällt. Und weil ich, wie immer, vollkommen ehrlich sein möchte.

Ich habe bisher JEDES Buch der Autorin gelesen und ja, bisher hätte ich ALLE ihrer Bücher meinen Freunden und Freundinnen ans Herz gelegt und wärmstens empfohlen. Der Kuss des Kjer, die Dämonen-Trilogie und Blutbraut zählen wohl zu den tollsten Büchern, die mein Fantasy-Regal beherbergen darf! Ich bin also kein Lynn-Raven-Neuling und weiß, wie begnadet diese Schriftstellerin ist, wie überwältigend, beeindruckend und genial die Welten sind, die sie erschafft, wie spannend, prickelnd und gefühlvoll, die Geschichten, die sie zaubert. Eigentlich.

Der Klappentext: Prinzessin Darejan erkennt ihre Schwester nicht wieder. Die mitfühlende Königin Seloran scheint plötzlich eiskalt geworden zu sein, und den rätselhaften Gefangenen, den sie in ihrem tiefsten Kerker versteckt, behandelt sie ungewöhnlich grausam. Angeblich sei er ein Spion der Nordreiche. Doch dann entdeckt Darejan eine schreckliche Wahrheit: Der finstere Magier Ahoren hat Besitz von Königin Selorans Körper ergriffen und baut eine Armee von Schattenkriegern auf, um das Königreich zu unterwerfen. Und plötzlich ist Darejan selbst auf der Flucht, zusammen mit dem angeblichen Spion. Er gehört dem Geheimorden der DúnAnór an, die als Einzige in der Lage sind, Ahoren zu bannen. Doch der Gefangene hat sein Gedächtnis verloren. Und zudem scheint er Darejan zu hassen. Das ungleiche Paar begibt sich auf eine Suche voller tödlicher Gefahren ... [Textrechte: cbt]

Rezension: Eigentlich lässt einen der Klappentext ja schon erahnen, was da so in etwa auf einen zukommt. Eine Liebesgeschichte, inmitten einer spannenden Rahmenhandlung rund um Magie, Verrat und böse Machenschaften. Und genau darum geht es ja tatsächlich. Der Weg ist nur derart kompliziert, langatmig und unnötig ausschweifend, dass einem die Freude am Lese-Abenteuer ein wenig vergeht.

Was spannend beginnt, endet in hundert unausgegorenen Ideen und dem Wunsch, das Buch nach der letzten gelesenen Seite an die Wand zu pfeffern. Ja, ich habe mich furchtbar geärgert, denn diese Geschichte hätte nicht genug Ideen für EIN, sondern für DREI Bücher beherbergt und dennoch fällt es einem nach knapp 600 Seiten schwer, zusammenzufassen, um was es da denn nun eigentlich ging. So viele Fragen bleiben offen und so viel Unnützes, das keineswegs zum Verständnis der Geschichte beigetragen hat und nur Verwirrung stiftete, wurde erzählt. Nach über 550 Seiten war es schlichtweg frustrierend festzustellen, dass tatsächlich alles auf einen "Helden" hinauslaufen sollte, der von seinem Todeswunsch getrieben, es als Qual empfindet, noch länger auf der Erde und somit bei Darejan, seiner Liebe (??), zu weilen. Na, Prost Mahlzeit!

Da kämpft man sich als Leserin durch beinahe 600 Seiten und muss dann feststellen, dass es nicht nur einen selbst, sondern auch den Protagonisten ankotzt, wie die Geschichte läuft?! Normalerweise gelingt es der Autorin auf unvergleichliche Weise atemberaubende Welten vor dem inneren Auge des Lesers auferstehen zu lassen, Charaktere zu erschaffen, mit denen man mitfühlen kann, die man hassen oder lieben lernt. Dieses Mal ist der Funke nicht übergesprungen. Ich habe nicht vor Aufregung gezittert, nicht mitgefiebert, nicht gehasst und schon gar nicht geliebt. Der letzte Satz - der von verbrennenden Leichen, die auf einem See treiben, berichtet - hat meine Empörung über diese Geschichte, die sich auf sich selbst keinen Reim zu machen weiß, vermutlich auf den Gipfel getrieben. Keine Sorge - ich habe das Buch natürlich verschont und es wurde nicht gegen die Wand geklatscht, einen Platz inmitten meiner (grenzgenialen!) Lynn-Raven-Büchersammlung hat es jedoch leider definitiv nicht verdient.
 
Zusätzlich störte mich, dass sich häufig Fehler in die Sätze geschlichen haben: angefangen von doppelten Wörtern bis hin zu falscher Zeichensetzung und Grammatikfehlern - das kenne ich so nicht von den Büchern dieser Autorin und dieses Verlags.

Gestaltung: Bereits die Cover ihrer letzten Bücher sagten mir persönlich nicht sonderlich zu und auch die Aufmachung von Seelenkuss sorgt für kein WOW-Erlebnis. Aber bei keinem Autor und keiner Autorin sonst, deren Bücher sich in meinem Regal tummeln, findet sich meiner Meinung nach dermaßen bestätigt, dass Hülle und Kern einer Sache oft nur wenig miteinander zu tun haben. Denn piepegal, wie wenig mir das Cover zusagte, Lynn Ravens Geschichten überzeugten mich immer voll und ganz. Seelenkuss ist leider die Ausnahme - aber wie es so schön heißt, bestätigen ja gerade diese immer die Regel und so bin ich mir sicher, dass ihr nächster Roman mich wieder vom Hocker reißen wird!

Soundtrack: Eines der wundervollen Lieder, die mich beim Lesen dieses Romans begleitet haben, war "Unwell" von Matchbox 20!

Mein persönliches Fazit: In diesem Buch finden sich hunderte Ideen, von denen meiner Meinung nach leider nur wenige überzeugend und befriedigend umgesetzt wurden. Diese Kombination aus Zu-Viel an Ideen und Zu-Wenig an durchdachter Umsetzung ließ den Roman stellenweise sehr überladen und dennoch frustrierend "leer" wirken und mich als absolut begeisterte Lynn-Raven-Leserin enttäuscht zurück.


Ich vergebe 2 von 5 Gerrys.

Seelenkuss von Lynn Raven cbt, 2013 Broschiert, 576 Seiten ISBN: 978-3570162958