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[Rezension] Weißt du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast? von Jess Rothenberg

Donnerstag, 18. Juli 2013

Nur leider ist verliebt sein absolut kein Vergnügen. Nee. Meistens führt es nur dazu, dass dir ganz flau im Magen ist und du dich verrückt machst und nervös bist, weil du Angst hast, es könnte schlimm enden und dein ganzes Leben für immer zerstören. Und weißt du was? Dann passiert genau das. 
[Seite 12] Zitatrecht © HANSER

Foto: Nana - What else?
© HANSER
 An dieser Stelle fühle ich mich richtig in der Zwickmühle. Denn dieses Buch ist eines dieser ganz ganz besonders wertvollen, über die man zum einen stundenlang sprechen könnte, zu denen einem auf der anderen Seite aber schlichtweg die Worte fehlen. Ich habe diese wundervolle Geschichte nicht ganz unvoreingenommen zu lesen begonnen - mal ehrlich, wen drückt das Herzchen nicht ein klein wenig, wenn er ein Buch mit diesem Titel in die Hand nimmt? - und habe es am selben Tag beendet. Wobei ich vor dem letzten Kapitel eine Pause eingelegt habe. Ich wollte nichts lieber als weiterlesen. Aber noch schwerer als ein klein wenig zu warten, wäre es mir gefallen, mich schon so bald von diesen geliebten Charakteren verabschieden zu müssen. Wenn man einfach nicht will, dass ein Buch endet, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass man sein Herz an es verloren hat. 


Ein klein wenig zum Inhalt: Brie stirbt an gebrochenem Herzen. Nicht sprichwörtlich, nicht metaphorisch, sondern tatsächlich: Als Jacob ihr sagt, dass er sie nicht liebt, bricht ihr Herz ENTZWEI. Mit (nicht ganz) 16 Jahren landet sie also in ihrem ganz persönlichen Fleckchen Himmel, das aussieht wie das Slice - die Pizzeria, in der sie mit ihrer Familie viele Nachmittage verbracht, gelacht und geschlemmt hat. Und so himmlisch es auch ist, sich jeden Tag den Bauch mit Pizza vollzuschlagen und in unbegrenzten Mengen Soft-Eis zu naschen und dabei kein Gramm zuzunehmen, erkennt Brie bald, dass die Ewigkeit verdammt lange dauert. So lange, dass es kaum auszuhalten wäre, hätte Patrick, dieser sympathisch zerrupfte Engel in der zerfledderten Fliegerjacke, nicht auch im Slice seine Seele verloren...

Idee: Mir fehlen die Worte. Diese Geschichte ist so berührend und schockierend, fantastisch und gleichzeitig vollkommen aus dem Leben gegriffen, so süß, so heartbreaking. Bereits als ich das erste Mal vom Broken-Heart-Syndrome gelesen habe, war ich gleichermaßen fasziniert wie geschockt. Denn man kann so gesund essen, so viel Sport treiben, so risikolos wie nur möglich leben - vor einem Herzbruch, ist niemand gefeit. Denn sobald wir unser Herz verschenken, vertrauen wir darauf, dass der andere es hütet und beschützt. Und selbst wenn die Liebe unglaublich groß ist, reicht oft ein wenig Unachtsamkeit, und es geht kaputt. Doch Brie lernt, dass zu lieben bedeutet zu verstehen, zu warten und zu verzeihen (oder zumindest es so gut wie möglich zu versuchen) und dass Liebe - wirkliche Liebe -  nie vergeht.

 Und wenn er dich küsst, lässt dich das den Rest der Welt vergessen, dein Gehirn schaltet ab, und du fühlst nur noch seine Lippen, und alles andere ist unwichtig. Und ja, er sagt dir, dass du wunderschön bist, und plötzlich bist du es auch.
[Seite 13] Zitatrecht © HANSER

Umsetzung: Mal lädt einen Jess Rothenberg ein, auf Wolken zu spazieren, mal lässt er einen im prasselnden Regen stehen - aber egal, ob man während des Lesens glücklich vor sich hingluckst, klammheimlich ein paar Tränchen verdrückt oder vor Überraschung wie ein begossener Pudel dreinblickt, dieses Buch gab mir stets das Gefühl: Hier geht's um's wahre Leben. Große, bedeutsame Weisheiten werden hier in kleine Worte gepackt. Wer ein Musikinstrument spielt, weiß wie das ist, den Violinschlüssel und den Bass gleichzeitig zu lesen. Auch hier liest man was tatsächlich da steht - und gleichzeitig die tausend wunderschönen ungesagten Worte zwischen den Zeilen.

"Weißt du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast" konnte mich nicht nur aufgrund seiner berührenden, sehnsuchtsvollen Story und der herrlichen Sprache (Jess Rothenberg ist ein Wortakrobat, wie man ihn LEIDER nur allzu selten erleben darf!) überzeugen, sondern vor allem deshalb, weil sich die Protagonisten, ganz langsam in mein Herz geschlichen haben. Brie, dieses toughe Mädchen, das man einfach mögen muss - mit und ohne Herzschlag. Jacob, der Brie am Schulball küsst, sie von Herzen mag und sich dennoch vollkommen unwohl in seiner eigenen Haut fühlt. Und natürlich ist da noch Patrick, der sein Seelenheil verloren hat, der Brie unaufhörlich wegen ihres "Käsenamens" aufzieht und nichts unversucht lässt, um ihr gebrochenes Herz zu flicken - nebenbei sieht er  in seiner James-Dean-Kluft auch noch unverschämt sexy aus. Und  dabei ist er so voller Liebe und Schönheit, dass einem das eigene Herz schwer und leicht zugleich wird. Wundervolle Charaktere, deren Gedanken, Gefühle, Wünsche und Sehnsüchte man
kennenlernt, deren Schmerz man teilt und deren Lachen ansteckt.

Gestaltung: "Weißt du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast?" ist für mich DAS Cover-Highlight meiner Lesekarriere :) Es stimmt einfach ALLES. Die roten Buchstaben, der wunderschöne Titel, der Herzballon, der an der Wand baumelt.

Soundtrack: "She is love" von Parachute lief in meinem Stübchen rauf und runter, während ich diesen wunderwunderschönen Roman lesen durfte.
Brie meint zwar, dass Patrick zum Davonlaufen schief singt, aber irgendwie glaube ich ihr das nicht so ganz. :-)


Fazit: Eine Geschichte über gebrochene Herzen, verlorene Seelen und besondere Menschen, die uns finden, wenn wir selbst verloren gehen. Eine Geschichte, die ich allen Menschen, die MIR am Herzen liegen, ans Herz legen möchte!


An dieser Stelle bedanke ich mich bei Dani von "Buchbegegnungen", da mich ihre begeisterte Rezension sofort in den Buchladen getrieben hat! :-)
 
Eine Sternbewertung wäre ja beinahe lächerlich...
6 von 5 HERZEN!

Taschenbuch: 368 Seiten
Verlag: Carl Hanser Verlag
ISBN-10: 3446240195
ISBN-13: 978-3446240193
Originaltitel: The catastrophic history of you and me
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