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Masken [Unter magischer Herrschaft] - Mara Lang

Sonntag, 6. Mai 2012

"Ehrfürchtig schlug sie die erste Seite auf und begann nach einem tiefen Atemzug zu lesen."

"Masken" von Mara Lang
 Ich bedanke mich von Herzem bei Mara Lang und dem Knaur-Verlag für diesen erfrischend-anderen Jugendroman :)

Ein wenig zum Inhalt:
In Merdhug leben Merdhuger und Pheytana scheinbar friedlich und in Eintracht - geeint durch die Maske, die den Pheytanern, deren Haut durch blaue Male "entstellt" ist, das makellose Aussehen der Merdhuger verleiht. Ferin ist eine Pheytana und kann den Tag ihrer Maskierung kaum noch erwarten. Endlich schön! Endlich frei!

Doch als nur wenige Stunden nach ihrer Maskierung die Maske von ihrem Gesicht bröckelt, wird sie zum geächteten Feind - denn wer ohne Maske lebt wird nicht geduldet! Am Weg in ein Arbeitslager, mit Jasta - einer Rebellin, welche sich die Maske absichtlich vom Gesicht gezerrt hat - wird sie von deren Bruder Rhys gerettet und in den Dschungel, in das Dorf der Pheytaner-Rebellen gebracht.

Doch Ferin hat mit der Maske aller Lebenswille verlassen. Wer ist sie ohne Maske? Doch nach und nach zeigen ihr die Rebellen was Respekt, Freundschaft und grenzenlose Loyalität bedeutet und Ferin findet endlich zu sich selbst. Doch es wartet kein friedliches Zusammensein mit der Pheytanergruppe auf Ferin - denn nun weiß sie vom Geheimnis der Masken.
Diese einen nicht - sondern unterdrücken!
Doch als wäre dies nicht genug spielt auch Ferins Herz verrückt. Es klopft wie wild in Martus Nähe, während sie Rhys Herz höher schlagen lässt..

Umsetzung: 
Die Idee ist pfiffig originell und bricht definitiv aus zurzeit sehr klassischen Mustern aus! Mara Langs Schreibstil liest sich sehr flüssig, wenn auch passagenweise die Spannung etwas abhandenkommt und man in Versuchung gerät, etwas weiter nach vorn zu blättern.. (was man natürlich nicht macht .zwinker.)
Ich finde es toll, wenn neue Ideen in einem Buch landen und nicht schon 100 mal Geschriebenes und Gelesenes immer wieder neu verpackt wird, bis die Geschichten ausgelutscht und reizlos sind.
Pheytaner wehren sich gegen die Unterdrückung durch Masken. Eigentlich gegen die Unterdrückung durch Schönheit - die wertvolle moralische Botschaft dahinter gefällt mir wirklich gut!
Dass eine Dreiecksbeziehung im Buch vorkommt, passt zwar recht gut ins Jugendbuch des Jahres 2012, ich hätte diese aber auch nicht missen wollen (: Lediglich das Ende dieser verworrenen Gefühlsgeflechte empfand ich als lieblos und als etwas billige Lösung.. Der Protagonistin wurde es meiner Meinung nach hier viel zu leicht gemacht..

Charaktere: 
Ferin ist ein Charakter, mit dem man sich erst nach und nach anfreunden kann. Sie ist vollkommen zerrissen, beeinflußbar, was man anfangs natürlich dem Einfluß der Masken auf die Bevölkerung und Ferins dementsprechender Erziehung zuschreiben kann. Generell wirkt sie naiv (gerade was Rhys Gefühle angeht) und sehr mädchenhaft (zum Beispiel im Umgang mit Ziagal, ihrem Tiger-Gefährten). Doch nach und nach konnte ich Sympathie für sie aufbauen, welche jedoch wieder stark abflaute, als Rhys und Martu ins Spiel kamen (an dieser Stelle möchte ich nicht zu viel verraten :D Leider wirkte Ferin auf mich jedoch sehr naiv, unreif und zu unbedacht in ihrem Umgang mit "besonderen" Worten). Die Darstellung von Ferins Entwicklung vom schwachen, scheuen Reh zur selbstbewussten, starken Powerfrau wirkte leider etwas erzwungen und ist nicht 100%ig geglückt.

Doch was mir die Protagonistin an Sympathie nicht abgewinnen konnte, bekam stattdessen Rhys. Er ist ein solider, loyaler und kameradschaftlicher, aber auch ehrlicher Charakter, der selbstlos und überlegt handelt und seine Worte mit Bedacht wählt :)

Auch Martu  ist ein sympathischer Charakter, sein Fehlen hätte den Roman allerdings nicht schlechter gemacht. Die Dreieicksbeziehung zwischen den dreien ist nicht schlecht erdacht als Nebenstrang zur Haupthandlung, die Umsetzung wirkte jedoch konstruiert.

Die Nebencharaktere wirkten allesamt authentisch, und Mara Lang gelang es aus dem black-&-white-Schema auszubrechen und facettenreiche und quirrlige Figuren zu schaffen :)

Gestaltung:
Das Cover empfinde ich als sehr schön, wenn auch nicht als optimale Lösung. Die Haut der Pheytaner ist durch blaue Male gekennzeichnet - am Cover lassen sich Ansätze davon erkennen, die der Beschreibung im Buch jedoch nicht gerecht werden. Ich war geneigt, mir gewisse "Unschönheiten" in Ferins Gesicht wegzudenken, und hatte stets das sehr schöne Gesicht am Cover vor Augen, wenn ich an Ferin dachte..  Zum einen schön, zum anderen schränkt es die Fantasie (die bei der Beschreibung der Pheytaner tatsächlich blühte) ein klein wenig ein.
Schön, ansprechend, mythisch (wenn auch ein klein wenig am Inhalt vorbei).. :)

Fazit: Eine wunderbare Idee, deren Umsetzung vielleicht nicht makellos ist, aber dem Leser einige spannende Lesestunden bescheren kann. Vor allem die moralische Botschaft, dass Schönheit nicht alles ist bzw. Schönheit im Auge des Betrachters liegt, gefiel mir an diesem Jugend-Roman. Während die Geschichte rund um die Herrschaft der magischen Masken temporeich und faszinierend war, empfand ich Ferins (hormonverursachte?) Unentschlossenheit im Bezug auf ihre Gefühle (so gut sich diese auch bis zu einem bestimmten Grad nachvollziehen lassen) ermüdend, naiv und unromantisch.
Ein schönes Buch für zwischendurch, dessen Potential nicht zur Gänze ausgeschöpft wurde, welches aber mit viel Neuem und Unbekanntem aufwartet :)

3 von 5 Sternen :)