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Wann platzt die Literaturbubble – und mir der Kragen?

Freitag, 8. September 2017

Harry Potter www.nanawhatelse.at


Last Minute Reisen mit Eskapismus deluxe

Buchmenschen leben in ihren eigenen Welten. Das würden sicherlich viele genau so bestätigen. Eskapismus – so Wikipedia – bezeichnet 


die Flucht aus oder vor der realen Welt und das Meiden derselben mit ihren Anforderungen zugunsten einer Scheinwirklichkeit, d. h. imaginären oder möglichen besseren Wirklichkeit. Quelle: Wikipedia

Mal ehrlich? Wer von uns würde im Prustton der Überzeugung verneinen, auch mal ein Buch zu lesen, um einfach in eine fremde – vielleicht sogar fantastische – Welt einzutauchen und die echte Welt mit all ihren großen und kleinen Problemchen für ein paar Stunden aus dem Oberstübchen zu verbannen?

Ein kleiner Einkaufsbummel in der Winkelgasse, ein fantastisches Abenteuer in den Kellergewölben von Hogwarts, magische Begegnungen mit Kobolden, Zwergen, Elben stehen nun mal leider nicht an der Tagesordnung zwischen Hausarbeit und Büroalltag. Umso grandioser, dass uns Literatur sobald es „Feierabend!“ heißt, immer wieder dazu einlädt, unsere Koffer zu packen, das graue everyday life hinter uns zu lassen und neue Gefilde zu erkunden. Der Blick aufs Bücherregal wird so zum Stöbern im Reisekatalog.


Vom Sinn des Unsinns

Literatur ist unbegreiflich multitasking-fähig. Sie lehrt uns Neues, zeigt uns Bekanntes aus anderen Perspektiven, legt unsere Denkmuster neu, rüttelt an unseren Deckenmobiles und fegt ganz nebenbei den Alltagsstaub von der Seele. Das Eskapismus Travel Package entführt uns nicht nur zu einem unglaublich günstigen Preis in ferne Welten, sondern bringt uns unserer eigenen damit auch oft ein Stückchen näher.

Literatur macht Unmögliches möglich. Das ist ein großes Wunder.
Viel weniger ein Wunder, wenn auch sehr wunderlich sind Leser, die sich unmöglich verhalten.


Wenn der Unsinn keinen Sinn mehr macht

Die Lesercommunity ist groß, die Community der LiteraturbloggerInnen wächst ebenfalls beständig an. Yeay!, kann man dazu nur sagen.

Doch wer sich viel und intensiv in der Reader-Bubble bewegt, läuft immer heftiger Gefahr, graue Haare abzubekommen von dem ganzen Mist, der in ihr abgeht.

Bücher werden respektlos verrissen, ohne überhaupt gelesen worden zu sein, Medienunternehmen nehmen die Bücher homosexueller AutorInnen aus ihrem Sortiment, AutorInnen klauen von anderen AutorInnen und LiteraturbloggerInnen erkaufen sich Stimmen, um beim Buchblog-Award zu gewinnen. Pfui, oder?

Natürlich verhalten sich nicht alle so. 
Nur einige wenige. 
Aber doch genug, dass es ganz schön weh tut.

Das absolute i-Tüpfelchen der Ungeheuerlichkeiten, die sich in meiner Literaturbetrieb-Blase diese Woche abgespielt haben, war jedoch der Beitrag einer BloggerIn, die die Tatsache, dass in einem Laden, der Harry Potter Fanartikel führt, keine Hufflepuff-Klamotten in ihrer Größe vorrätig waren als RASSISMUS und DISKRIMINIERUNG bezeichnet und den ganzen traurigen Beitrag, der der Headline „Warum [Name der Ladenkette] rassistisch und diskriminierend ist“ folgt, unter dem Deckmantel der Satire zu verkaufen versucht. 

Kann man lustig finden, muss man aber nicht. 


Verlieren wir Literaturblogger den Sinn für die Realität?

Haltet mich für kleinlich, aber wenn mich Harry Potter eines gelehrt hat, dann, dass Rassismus und Ausgrenzung zutiefst verletzen können und tiefe Gräben reißen. Rassismus ist nicht witzig. Und sehr reale, massive Probleme wie Rassismus und Diskriminierung lächerlich zu machen, empfinde ich als Affront gegenüber all den Lebensweisheiten, die die Bücher von J. K. Rowling lehren. Die Reihe rund um Harry Potter ist nämlich nicht nur voll von Abenteuern, magischen Freundschaften und Trollrotz, sondern hat auch eine ganz klare Message bezüglich der Grässlichkeit von Diskriminierung. 


Harry Potter www.nanawhatelse.at

PS: Den süßen Harry Potter Print gibt's übrigens bei Sarah von Zeilen zum Tee. Hierbei handelt es sich um KEINE Werbung.