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Wir sind Literaturliebhaber. Keine Schnorrer.

Samstag, 26. September 2015

Edit: 27. September, 09:28 Uhr.
  • Da in einigen Kommentaren angemerkt wurde, dass man meinen Beitrag missverstehen könnte, wenn man ihn nicht zu Ende liest (auch wenn ich glaube, dass das viele Beiträge so an sich haben), möchte ich hier nur kurz sagen, dass ich meine LeserInnen für mündig und reif genug halte, meinen Artikel ZUERST zu lesen, und sich DANACH ein Urteil darüber zu bilden.
  • Mein Beitrag soll gerade NICHT verallgemeinern. Denn natürlich sind jene RezensionsexemplarjägerInnen  nur ein paar schwarze Schafe unter uns LiteraturbloggerInnen. Genauso wie jene, die Rezensionen oder Ideen klauen. Aber auch diese wenigen trüben die Stimmung und werfen ein komisches Licht auf alle.
  • Ich bin ehrlich gesagt überwältigt und ziemlich baff, über eure vielen Reaktionen und wie vielen von euch das gleiche Thema im Kopf herumspukt. Wie gesagt, ich möchte niemanden ankreiden, sondern einfach dafür sensibilisieren, dass Bücher einen Wert haben und das vor allem LiteraturbloggerInnen bewusst sein sollte.


Ich kaufe jedes Jahr zwischen 100 und 250 Bücher. Dieses Jahr waren es sogar mehr. Hörbücher, Reclamheftchen, Ebooks, gebundene Hardcover, Gedichtbände… alles ist dabei. Diese sind zum größten Teil für mich selbst – zum Vergnügen und fürs Studium, darunter sind aber auch viele Bücher, die ich zu Geburtstagen und an Feiertagen verschenke – ganz nach dem Motto: Literatur muss unter die Leute.

Foto: Nana - What else?

Heute habe ich den Entschluss gefasst, keine Rezensionsexemplare mehr anzunehmen. Wieso?

Weil ich das Gefühl habe, die Geiz-ist-geil-Mentalität nimmt (auch in der Blogosphäre) überhand. Gute Bücher haben einen Wert. Und zwar einen, der weit über das hinausgeht, was am Preiszettel steht. Literatur ist kostbar und ich für meinen Teil möchte den Buchhandel, soweit es mir möglich ist, unterstützen.

Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, wie mein Herz aufgeregt hüpfte, als ich als Blogger-Küken zum ersten Mal eine Email von einem Verlag bekommen hatte, in der ich gefragt wurde, ob ich vielleicht gerne den ein oder anderen Titel als Rezensionsexemplar erhalten und auf meinem Blog besprechen würde. Das war einfach ein tolles Gefühl. Und das ist es auch heute noch. Man freut sich einfach wie ein Keks, wenn man Überraschungspost von einem Verlag bekommt und ein Buch auspacken darf, mit dem man schon in der Verlagsvorschau geliebäugelt hatte und einem das Gefühl gegeben wird, dass die Arbeit, die Mühe und die Leidenschaft, die man in den eigenen Blog steckt, wahrgenommen und geschätzt wird. Zwar habe ich nie von mir aus bei Verlagen angefragt, aber doch ab und an, wenn ich eine Anfrage erhalten habe, ob man mir ein Rezensionsexemplar schicken dürfe, zugesagt. Auch das werde ich zukünftig wohl nicht mehr tun.

Denn das, was ich zurzeit mitbekomme, wie einige BuchbloggerInnen – Leute, die den Wert von Büchern vermitteln wollen (?!) – sich auf alles stürzen, was gratis ist, finde ich beschämend.

Foto: Nana - What else?

Hey – auch ich kaufe Mängelexemplare, ertausche Bücher und mache bei dem ein oder anderen Gewinnspiel mit. Dagegen ist doch gar nichts einzuwenden. Schließlich ist es nicht ganz billig, sich immer wieder mit Lesestoff einzudecken. (Andererseits: Wie viel geben wir alle für sinnlosen Krimskrams aus?) Aber seit Monaten lese ich nun in diversen Foren, "man solle dieses oder jenes Buch nicht kaufen, sondern als BloggerIn einfach während der Frankfurter Buchmesse bei den Messeständen der Verlage danach fragen." Oder: "Stimmt es, dass man als Blogger am Messesonntag alle Bücher gratis bekommt?" Und: "Ich hab da mal eine Frage. Wie macht ihr denn das? Geht ihr einfach zu den Messeständen, zeigt euren Bloggerausweis und fragt nach Büchern?" 

Leute, was ist denn los mit euch? 
Was soll diese „Wurscht. Ich nehm alles. Hauptsache gratis“- Einstellung? 
Geniert ihr euch denn gar nicht?

Die Frankfurter Buchmesse bietet euch die einzigartige Möglichkeit mit anderen BuchbloggerInnen und Literaturliebhabern, aber auch Verlagsmenschen und wunderbaren AutorInnen ins Gespräch zu kommen. Ich habe sicherlich nichts dagegen einzuwenden, wenn man ab und an mit viel Freude ein Rezensionsexemplar aus dem Briefkasten fischt. Aber diese bodenlose Dreistigkeit und die unfassbare Gier, die da einige an den Tag legen, die finde ich – und ich entschuldige mich für die Wortwahl – beschissen. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Viele Verlage bereiten sich lange vor, planen tolle Überraschungen, Meet&Greets und Signierstunden für euch und ermöglichen euch, bei Bloggertreffen Einblicke in die Verlagswelt zu bekommen und persönliche Kontakte zu knüpfen. Es ist einfach irre und schön und überwältigend, was alles getan wird, um LeserInnen und BloggerInnen glücklich zu machen. Wer also nur mit dem Hintergedanken auf Buchmessen fährt, Bücher und Goodies abzustauben, und nur bloggt, weil man „da gratis Bücher bekommt“, der hat das wirklich Tolle am Konzept „Bloggen“ nicht verstanden. Und schadet meiner Meinung nach auch dem Ruf von LiteraturbloggerInnen.

Foto: Nana - What else?

Mein Entschluss: Mit solchen Geiz-ist-geil-und-wenn’s-um-Bücher-geht-sowieso-und-überhaupt-Menschen möchte ich nicht in einen Topf geworfen werden. Auch wenn ich es überhaupt nicht schlimm finde, wenn LiteraturbloggerInnen ab und zu Rezensionsexemplare annehmen (wie immer im Leben gilt für mich auch hier das Motto: Alles mit Maß und Ziel), werde ich zukünftig auf Rezensionsexemplare verzichten. Denn die Entwicklung, die sich da breit macht, gefällt mir ganz und gar nicht. Da spare ich lieber ein wenig länger und kaufe mir alle meine Bücher selber.

Von den aberhunderten Büchern, die meine Bücherwand zieren, und die mir als waschechtem Bookoholic jeden Tag wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubern, machen die Rezensionsexemplare vielleicht 1% aus. Und obwohl ich immer sorgfältig abgewogen habe, ob ich bei einer Anfrage zu- oder absagen sollte und nie einfach wahllos Rezensionsexemplare gehortet habe, fühle ich mich schlecht. Denn ich möchte nie mit jenen BuchbloggerInnen über einen Kamm geschert werden, die hunderte Bücher anfragen, um sich dann künstlich über die Höhe ihres SUBs aufzuregen. Da gönne ich mir gerne einfach noch öfter einen Bücherbummel und spare an anderer Stelle ein.

Foto: Nana - What else?

So. Eigentlich wollte ich euch nur kurz an meinen Gedanken teilhaben lassen und nun ist es doch ein halber Roman geworden. Wie seht ihr das? Ich hoffe, es fühlt sich niemand auf den Schlips getreten, aber ich finde es auch wichtig, einmal zu sagen, dass es ganz und gar nicht selbstverständlich ist, von Verlagen mit Rezensionsexemplaren versorgt zu werden und man dieses Privileg nicht schamlos ausnutzen sollte. 

Wir sind Bloggerinnen. BuchliebhaberInnen. Literaturjunkies.
Keine Schnorrer.



Wie immer freue ich mich sehr über eure Meinungen.


Die Bücher auf den Fotos stammen aus den Verlagen: Blanvalet, Weltbild, Heyne, Bastei Lübbe, Südwest, Ravensburger, Hanser, bloomoon, Ueberreuter, FJB, tosa, DVA, Klett Cotta, Arena, John Murray, Dumont, Styria, cbt, Carlsen, Wiener Verlag, S. Fischer, Insel Verlag, Bergverlag Rother, Page & Turner, Kindler, Piper, cbj, Mira TB, Thienemann-Esslinger, Darkiss, LIMES, Arche, Knaur., Loewe, Magellan, Otherworld, Pendo, Wunderlich, dtv, Ullstein, Herzklopfen Fantasy, Goldmann, Diogenes, Egmont Ink, Krüger und Rowohlt.

Foto: Nana - What else?