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[Rezension] Frostblüte von Zoe Marriott

Samstag, 2. November 2013

Wir starrten beide noch immer auf seine ausgestreckte Hand. Langsam schlossen sich seine Finger zu einer Faust und er ließ den Arm sinken.
"Man bekommt nicht immer, was man will", sagte ich.
"Nein. Aber man kann das festhalten, was man hat", sagte er sanft.
[Seite 328] Zitatrecht © CARLSEN

Foto: Nana - What else?
© CARLSEN

Ein klein wenig zum Inhalt: Frost ist nicht nur eine hübsche junge Frau, die verteufelt gut mit der Axt umzugehen weiß: wenn sie sich angegriffen fühlt, kämpft sie tatsächlich wie ein Wolf. In der unsicheren Frost wohnt ein Wolfsdämon der Fluch und Freund zugleich ist. Als sie auf Luca und Arian trifft, die beide der Berggarde angehören, beschließt sie, sich ihnen anzuschließen und gegen die Aufständischen zu kämpfen, die morden, plündern und Menschen stehlen. Im Lager der Berggarde fühlt sie sich das erste Mal in ihrem Leben aufgehoben, die Berggarde wird ihr Zuhause, ihre Familie - und das hat nicht zuletzt mit Luca zu tun. Doch darf sie bleiben, und jene, die sie in ihr Herz schließt in Gefahr bringen? Darf ein Monster lieben? Oder ist Frost dazu verdammt, wie ein einsamer Wolf durchs Leben zu streifen? ...

Idee: Inmitten blutiger Fehden und dem Kampf ums nackte Überleben gedeiht diese einzigartige, erste, große Liebe. Doch das Schicksal macht es den Mutigen nicht immer leicht. Frost kämpft nicht nur gegen andere, sondern vor allem gegen sich selbst. Sie hat Angst andere durch ihre Liebe in Gefahr zu bringen - und merkt dabei beinahe nicht, dass sie bereits einen Platz in vielen Herzen erobert hat. Eine abenteuerliche Liebesgeschichte, eine prickelnde Adventurestory.

Umsetzung: Bereits nach wenigen Zeilen ist man völlig in der Geschichte gefangen. Spannend und atmosphärisch wird eine Welt beschrieben, die brutal, magisch und zugleich faszinierend schön ist. Man lernt die Charaktere als Leser gut kennen, wenngleich man sich an mancher Stelle vergeblich  etwas mehr Tiefgang erhofft. Im Mittelpunkt stehen die toughe Protagonistin Frost, der rechtschaffene, sanftmütige und kluge Luca und sein temperamentvoller Leutnant Arian. Die Dreiecksgeschichte, die sich zwischen ihnen anbahnt, spielt eine große Rolle beim Spannungsaufbau, verleiht der Geschichte eine ganz spezielle Dynamik - wird dann aber vollkommen schnell, lieblos und etwas unbefriedigend abgehandelt - für mich wohl der größte und einzige Kritikpunkt. Wenn man als Leser das Gefühl hat "Das kann's doch einfach nicht gewesen sein!", dann wurde wohl ein wenig Potential verschenkt. Das Ende kam einfach viel zu plötzlich und musste vollkommen ohne die emotionsschwangere Raffinesse der restlichen Geschichte auskommen. Dennoch wusste mich der Schreibstil zu fesseln, die Idee der Geschichte war phänomenal und ein abenteuerlicher Lesegenuss war "Frostblüte" allemal!

Gestaltung: Zwei Worte: SEHR GELUNGEN! Raffiniert und dennoch schlicht - so wie ich es mag :-)
Frost und ihr Wolfsdämon - schon das Cover lässt einen die verzwickte Geschichte erahnen, die da auf einen wartet. Meiner Meinung nach ein wunderschön-winterlicher Hingucker!

Soundtrack: Mein persönlicher Soundtrack zum Buch "Frostblüte": "Us" von Regina Spector.


Dieses Buch in 5 Worten: dämonisch, spannend, blutig, kribbelig, unvollendet.

Fazit: Eine grandiose Idee, deren Umsetzung mit viel Schwung beginnt, gegen Ende hin jedoch sehr viel Potential verschenkt und den Leser deshalb mit gemischten Gefühlen zurücklässt. Dennoch ein unterhaltsames Power-Märchen für zwischendurch!

3,5 von 5 Sternen!

Ich bedanke mich vielmals bei vorablesen.de und dem Carlsen Verlag! Zudem war es mir eine große Freude an der Lovelybooks-Leserunde teilnehmen zu dürfen!



Taschenbuch: 464 Seiten
Verlag: Carlsen
ISBN-10: 3551312702
ISBN-13: 978-3551312709
Originaltitel: FrostFire