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[Rezension] Solange du mich siehst von Cecilia Ahern (Hörbuch)

Samstag, 6. Oktober 2012

Solange du mich siehst“ vereint zwei magische Geschichten der jungen irischen Bestsellerautorin über Erinnerung, Liebe und Betrug..

Solange du da bist von Cecilia Ahern [Hörbuch]

Im Lächeln der Erinnerung
gelesen von Heikko Deutschmann

Ein wenig zum Inhalt: Ein Mann - wer er ist, wie er heißt, wo er lebt, tut nichts zur Sache, denn er lebt  nur für und in seiner Vergangenheit - erfindet eine Maschine, die es ermöglicht die eigenen Erinnerungen zu verändern. So kann man das eigene schlechte Gewissen wieder reinwaschen, unangenehme Begebenheiten löschen, schöne Momente erfinden..
Und tatsächlich durchlebt auch unser Erfinder immer und immer und immer wieder in seiner Erinnerung einen Moment, eine falsche Entscheidung – und er würde alles tun, um diese zu ändern.

Idee: Was, wenn wir die Vergangenheit ändern könnten? Oder zumindest unsere Erinnerung daran? 
Denn oft sind es doch nur winzige Momente, die unser Leben von Grund auf ändern.

Umsetzung: Brillant. Man startet in der Vergangenheit, lernt zwei Menschen kennen, die eins waren. Man erlebt die Gegenwart des Erfinders, seine Erfindung, deren Konsequenzen und die Möglichkeiten, die sie eröffnet. Und dann plötzlich, reist man wieder in die Vergangenheit zurück, um zu erfahren, was den Mann tatsächlich dazu angetrieben hat, seine Maschine zu erfinden. Welche Erinnerung es ihm unmöglich macht, Frieden mit sich selbst zu schließen.. und schließlich, darf man miterleben, wie der Mann, dessen Name nun einmal wirklich nichts zur Sache tut, diesen Frieden tatsächlich findet :)

Sprecherstimme: Heikko Deutschmann ist nicht umsonst in dem Ruf, eine der schönsten und beliebtesten Hörbuchstimmen Deutschlands zu besitzen. Eine wunderbar angenehme, sonore Stimme, die es schafft Gefühle zu vermitteln, die das Herz zum Rasen und zum Stocken bringt und es wunderbar versteht, die emotionale Aufgeladenheit und Stimmung der Geschichte zu transportieren :)

Charaktere: Die Kurzgeschichte kommt mit wenigen Figuren aus, die man auch nicht wirklich detailliert kennenlernt. Vielmehr reduziert sich der Protagonist selbst auf seine Schuldgefühle, besteht nur aus Reue und dem Wunsch seine Vergangenheit zu ändern, weshalb man für ihn große Empathie empfindet. Die übrigen wenigen Charaktere lenken zwar das Geschehen, sind aber nur in ihrer Funktion für die Geschichte, nicht aber als „Persönlichkeiten“ zentral. Ich für meinen Teil konnte mich jedoch nur zu gut in unseren Erfinder hineinfühlen..

Fazit: Eine tragisch-schöne Geschichte über die Liebe, die Zeit, das Vergessen und die Erinnerung. Eine besondere Geschichte, beinahe mit Märchencharakter und einer Botschaft, die aus jedem einzelnen Wort spricht: Gehört jemandem dein Herz, dann versäume keine einzige Gelegenheit, dieser Person zu zeigen, dass es nur schlägt, um sie zu lieben..

Das Mädchen im Spiegel
gelesen von Luise Helm

Ein wenig zum Inhalt: Lila wuchs mit dem Wissen auf, dass ihre blinde Grandma Ellie keine Spiegel mag. Dieses Wissen ist für sie so selbstverständlich wie der Umstand, dass der Himmel blau ist oder Regen nass. Grellies „Spiegelphobie“ ist völlig normal und wird auch respektiert, weshalb die schwarzen Tücher, die die Spiegel in Grellies Haus verdecken, niemals von ihrem Platz weichen. Als Lila mit 28 ihren Traumprinzen heiraten will und sich bei ihrer Grandma für die Trauung fertig macht, riskiert sie das erste Mal einen Blick in Grellies Spiegel, und muss erkennen was ihre Grandma damit meinte, dass ihr Augenlicht der Preis der Freiheit gewesen sei..

Es störte sie nicht, dass sie nicht wusste, warum ihr Vater keinen Zucker in den Tee nahm und warum ihre Mutter jedes Mal glaubte, dass die Wände näher rückten, wenn sie in der Mitte einer Reihe saß. Auch wenn Sarah das Haus überstürzt verlassen hatte und Lila anschließend in der Schule immer wieder Gerüchte über ihre komische blinde Großmutter hörte, die sich vor Spiegeln fürchtete und allein in einem Haus auf den Klippen wohnte – sie konnte damit leben, nichts darüber zu wissen und sich nicht darum zu kümmern.
Und doch.
Sie hätte fragen sollen..

Idee: Man lernt Grellie als schrullig-sympathische Oma kennen, weshalb es einen stutzen lässt, als man erfährt, dass ihre Blindheit die Konsequenz einer Selbstverstümmelung in Folge eines Nervenzusammenbruches in jungen Jahren sein soll.. Lila liebt ihre Grellie abgöttisch, doch aus deren Vergangenheit, weiß sie leider nicht alles..

Umsetzung: Cecilia Ahern wusste mich schon in vielen ihrer Bücher durch die fantastischen Elemente, die sie in ihre Geschichten flicht, zu verzaubern. Bisher jedoch, ließ mich jedes ihrer Bücher, wenn auch mit tränennassem Gesicht, so dennoch mit einem hoffnungsfrohen Gefühl zurück. Nicht so „Das Mädchen im Spiegel“. Die zweite Kurzgeschichte würde ich persönlich als modernes Schauermärchen bezeichnen, welches nach einem idyllischen Anfang in subtilen Horror überschwankt, und dennoch ohne auch nur eine einzige wirklich grausige Szene auskommt. Die tatsächliche Spannung schaffen vielmehr die Leerlücken, welche die eigene Fantasie auf Hochtouren treiben. Tatsächlich habe ich die darauffolgende Nacht von dieser Kurzgeschichte geträumt, und bin mit klopfendem Herzen aufgewacht..

Sprecherstimme: Luise Helm leiht ihre Stimme unter anderem Scarlett Johansson und ist eine wunderbare Vorleserin. Ihre Stimme verführt zum Träumen, nur um einem im nächsten Moment eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen.. (:  Eine Stimme, der man wahrlich gerne lauscht.. :)

Fazit: Tatsächlich habe ich mir „Das Mädchen im Spiegel“ gleich noch ein zweites Mal angehört, bis ich tatsächlich glauben konnte, dass Cecilia Ahern tatsächlich mit einem Schauermärchen der Extraklasse aufwartet. Auch wenn das Ende dieser Geschichte für mich unzählige Schockmomente bereithielt, hat die  Autorin bewiesen, dass sie ihre Leser und Hörer nicht nur mit Happy-Ends, sondern mit brillant erzählten Geschichten, einzigartigen Charakteren und durchaus auch gruseligen  Lausch- und Lesevergnügen zu begeistern weiß!

Gestaltung: Die Hülle des Hörbuches besteht aus hochwertigem, glänzendem Karton und ist auf das Cover des Romans abgestimmt, womit sie verträumt-märchenhaft wirkt und definitiv zum Hingreifen verführt :)

Gesamtfazit: 
Nur ein Satz: Damit hatte ich nicht gerechnet. Zwar haben mich Cecilia Aherns Einfallsreichtum und Genre-Flexibilität schon immer beeindruckt, diese beiden Kurzgeschichten waren jedoch alles andere als das was ich mir beim Kauf des Hörbuches erwartet hatte. Zum einen verführt das idyllische Cover zu falschen Vermutungen über den Inhalt, zum anderen haben natürlich auch Cecila Aherns bisherige Romane gewisse Erwartungen in mir geschürt. Was mir dann mit „Solange du mich siehst“ tatsächlich präsentiert wurde, war etwas vollkommen unerwartetes, erfrischend anderes und meiner Meinung nach rundum gelungenes :)
Cecila Ahern, mal anders – gefällt!

5 von 5 Sternen
2 CDs, Gesamtlaufzeit 117 Minuten