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Dear 2016

Samstag, 31. Dezember 2016




Liebes 2016,
irgendwie warst du eine Katastrophe. Keine persönliche, sondern eine globale. Du warst nicht nur nicht sonderlich cool, sondern echt vollkommen daneben. Du warst der Witz, über den nur jene lachen, die mit rabenschwarzem Humor gesegnet sind und jene, die einfach aus Verlegenheit über alles lachen oder weil sie Witze generell kaum bis gar nicht kapieren. Aber ehrlich, wer kann dich schon kapieren? Du warst der Antiwitz schlechthin. Ich kichere mal verlegen mit, denn to be honest – mindestens die Hälfte deiner 366 Tage hatte ich keinen Plan, was zum Teufel du abziehst.


Liebes 2016,
du hast den Menschen Angst gemacht – und viele, viele lässt du auch wütend zurück. Du hast politisch, gesellschaftlich, menschlich ganz schön viel Mist gebaut. Unverzeihlichen Mist. Mist, den 2017 nun ausbaden muss. Dishonor on you and your cow.


Liebes 2016,
du hattest dir zum Spaß wohl Murphys Law auf die Stirn tättowiert: „Anything that can go wrong will go wrong.“


Liebes 2016,
ich weiß, konstruktive Kritik zeichnet sich mitunter dadurch aus, dass man Positives zuerst nennt und gleich Verbesserungsvorschläge mitliefert. Sorry, da ist wohl mein Temperament mit mir durchgegangen, aber musste auch mal gesagt werden, dass du wirklich nicht zimperlich warst und uns mit Morbidem, Traurigem und unzähligen Schockern geradezu bombardiert hast. 


Liebes 2016,
jetzt reiße ich mich rhetorisch wieder etwas mehr am Riemen und übe konstruktive Kritik – denn wie soll 2017 es besser machen, wenn ich nur auf dir rumhacke, so ganz ohne subtile Optimierungsempfehlungen meinerseits.


Liebes 2016,
ja, selbst Google müht sich mit der Suchfrage „Positives im Jahr 2016“ ganz schön ab. Aber auch wenn du so einiges hättest besser machen können, hast du auch ein paar – oder sogar recht viele – sehr schöne Momente bereitgehalten. Für mich persönlich, die Menschen da draußen, die Welt. Du hast nämlich gezeigt, dass gerade dort, wo versucht wird, Keile zwischen Menschen zu treiben, der Zusammenhalt nur größer wird. Du hast vor Augen geführt, wie groß die Selbstlosigkeit vieler ist, hast bewiesen, dass oft gemeinsam einfach mehr geht und dafür gesorgt, dass nach Regen immer wieder (wenn auch manchmal mit kleinen Verspätungen) Sonnenschein folgte. 

In deiner Amtszeit wurden bahnbrechende Entdeckungen in der Medizin gemacht, der Baumpflanz-Weltrekord gebrochen, ein solarbetriebenes Flugzeug hat – ohne einen Tropfen Sprit – die Erde umrundet, bei den Olympischen Spielen in Rio nahmen mehr weibliche Athleten als je zuvor teil, Italien hat als letztes großes Land des Westens gleichgeschlechtliche Partnerschaften anerkannt (finally!), die Tigerpopulation ist erstmals wieder angestiegen und ich habe entdeckt, dass es seit 1993 eine Online News-Seite gibt, die sich ausschließlich POSITIVEM widmet und beschlossen, die Seite täglich zu besuchen.

Und ganz nebenbei hast du dem Wiener Zoo (zugegebenermaßen unter Mithilfe von Mama und Papa Pandabär) zwei knuddelige Pandababys beschert. Ist ja auch was.






Liebes 2017,
bitte etwas mehr Sonne im Sommer, etwas mehr Schnee im Winter, etwas mehr Liebe und weniger Hass, ein bisschen mehr Glitter über dem verstaubten Alltag, ein bisschen mehr Freudentränen und weniger Kummer, mehr Sh-boom sh-boom ya-da-da da-da-da da-da-da da und weniger Justin Bieber, ein bisschen mehr von dem, was zählt und weniger Kopfweh, wegen unwichtigem Schei…benkleister. Dann wird das schon werden. 
Good luck, you can do it.