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Zeitreise zum Anfang der Bücherliebe

Mittwoch, 30. August 2017


Ladies & Gentlemen, may I introduce to you ...

Darf ich vorstellen? Das ist Julia. Julia, die Maus.

Julia hatte mehr Einfluss auf meinen Werdegang als so manch einer vermutlich für möglich halten würde angesichts der Tatsache, dass Julia, eben nur ein kleiner – wenn auch zugegebenermaßen unglaublich süßer – Nager auf Papier ist.




Das zuckersüße Bilderbuch war das allererste Buch meiner älteren Schwester. Schon sie bekam es unzählige Male von meiner Mutter vorgelesen, bis sie es auswendig mitsprechen konnte – noch lange, bevor sie tatsächlich lesen lernte. Als dann meine Zwillingsschwester und ich zu dem kleinen, feinen Lesekreis hinzustießen, saßen wir alle dicht nebeneinander über das bereits völlig abgegriffene Büchlein gebeugt. Während meine Mama und meine ältere Schwester es uns abwechselnd laut vorlasen, brabbelten wir zwei Knirpse fröhlich mit.


A book a day keeps reality away

Ein Tag ohne Buch? Darf man das? Gibt’s das? Ist das nicht ungesund!? Lesen gehörte fortan jeden Tag dazu.

Wenn ich mir nicht gerade von meiner Ur-Oma beibringen ließ, wie man beim Kartenspielen erfolgreich mogelt, oder mit meinen Freundinnen im Wald Aliens jagte (ist schließlich auch ein Job, der getan werden muss!), steckte meine Nase in einem Buch. Und das tut sie heute noch immer und überall, dank meiner Mutter und einer fast schon unheimlich geduldigen Bibliothekarin.



Butterfly-Effekt

Mit Julia, der Maus fing alles an. Die Lesestunden mit dem Mäuschen und meinen Mädels waren sozusagen die Geburtsstunde meines Booknerdtums. Wer hätte gedacht, dass Julia, die Maus fähig wäre, so einen Butterfly-Effekt auszulösen? Holy Schnitzel – und was für einen!

Dieses süße Mäuschen ist mitunter dafür verantwortlich, dass ich die Hälfte meiner Schulpausen damit verbracht habe, mir von der Bibliothekarin neue Bücher zeigen zu lassen, mein erster großer Schwarm Peter Pan hieß, unter meinem Kopfkissen immer eine Taschenlampe versteckt war, damit ich nachts unbemerkt weiterlesen konnte, ich mich nach der Schule entschlossen habe, Germanistik zu studieren und heute 50% der Emails, die in meinen Posteingang trudeln, Verlags-Newsletter sind. Und für vieles mehr. Kurz und gut: Julia, die Maus hat in mir die Liebe zu den Büchern geweckt und damit einen riesengroßen Stein ins Rollen gebracht.

Werft den Flux-Kompensator an!

Ich habe in den letzten Wochen mit einigen bekennenden VielleserInnen und LiteraturbloggerInnen darüber gesprochen, wann genau und mit welchem Buch ihre literarische Reise anfing und dabei sind wun-der-schö-ne Texte entstanden, die ich heute mit euch teilen darf.

Wann und mit welchem Buch hast du das Lesen und die Literatur für dich entdeckt?


Ramona http://kielfeder-blog.de/

Es war meine Omi, die mich zum Lesen überredet hat. Ja, ich sage überredet, denn lesen wollte ich nicht lernen. Bücher fand ich blöd und doof und Spaß gemacht hat das Lesenlernen auch nicht.
Bis ich ein Pferdebuch für Leseanfänger geschenkt bekam. Mit so einem Pferdeanhänger am Leseband. Und natürlich mit meiner Omi hinter mir, die sehr beharrlich blieb. Da entdeckte ich dann irgendwann die Liebe zum Lesen. Es war ein Weg, auf dem viele Kämpfe ausgetragen wurden, aber es hat sich gelohnt. Sobald der Knoten bei mir geplatzt war, habe ich alles verschlungen, was mir in die Finger kam. Meine Familie kam gar nicht hinterher damit, mir Bücher zu schenken, so viel, wie ich gelesen habe. Da war die Karte für die Bibliothek dann ein wahrgewordener Traum. Von da an habe ich mich buchstäblich durch die Regale geschmökert. Das Lesen gehörte fortan zu mir. Und heute ist das noch immer so. Meine Leidenschaft ist ungebrochen.
Ramona von Kielfeder




Mein erstes Buch, dass ich wirklich ganz allein gelesen habe, hatte den Titel "Frühstück mit Dino". Leider habe ich kein Foto von mir und dem Buch gemeinsam, da es zudem das erste Buch war, dass ich mir in der Bibliothek ausgebort hatte. In meinem Fall war das ein ganz besonderes Erlebnis, da ich und meine Mitschüler etwa ab Mitte des ersten Schuljahres der ersten Klasse den Bücherbus, der alle zwei Wochen in unseren Pausenhof tuckerte, besuchen durften. Ein ganzer Bus, voll mit Büchern bis unter die Decke! Allein diese Tatsache machte das Unterfangen bereits zu einem Erlebnis, das meine Bücherliebe über alle vier Schuljahre hinweg sehr befeuert hat. Zu "Frühstück mit Dino" griff ich, weil ich Dinosaurier einfach schon immer besonders interessant fand und einen im Frühstücksei zu finden war natürlich entsprechend witzig. Die Geschichte gefiel mir gut, allerdings nervte es mich schon damals, dass die Hauptwörter durch bunte Bilder ersetzt waren. Meistens musste ich für die viel länger raten, als wie wenn ich die entsprechenden Buchstaben vor mir gehabt hätte. Deswegen wählte ich danach immer nur Bücher mit ausgeschriebenen Wörtern und sehr bald griff ich auch in die höheren Regale, die eigentlich für die älteren Schüler gedacht gewesen wären. Manchmal zog das eine Diskussion mit dem Bücherbusbetreuer nach sich. "Frühstück mit Dino" habe ich trotzdem bei jedem Besuch wieder liebevoll belächelt.
Misty von Friedhof der vergessenen Bücher



Yvonne www.privatkino.org

Schuld an meiner Büchersucht ist mein ehemaliger Deutschlehrer. Buchstaben fand ich ziemlich lange kompliziert und habe sie meistens in irgendeine Reihenfolge gebracht. Ein Buch wirkte da vor mir wie ein Buchstabenhaufen, der mich erschlagen würde. Wie es aber mit Lehrern so ist, die geben manchmal Hausaufgaben, die man als Schüler aus tiefsten Herzen ablehnt. So mussten wir „Krabat“ von Otfried Preußler und „Der Gletschermann“ von Erich Ballinger lesen. Gerade letzterer ist auf ewig in mein Gedächtnis eingebrannt, lag ich doch damals wegen einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus und meine Mutter brachte mir das Buch vorbei, weil „Nur weil man im Krankenhaus liegt, heißt es noch lange nicht, dass hier keine Hausaufgaben gemacht werden!“.
Ich habe beide Bücher gehasst, aus tiefsten Herzen, aber ich habe sie gelesen und etwas für mich mitgenommen: Wenn es Geschichten gibt, über Jungen die sich in Raben verwandeln oder solche, die als Steinzeitkrimi benannt werden, dann gibt es ja vielleicht, ganz vielleicht auch Bücher, die mich interessieren könnten. Es musste erst noch einige Zeit vergehen, bis ich ungefähr 16 Jahre alt war, aber dann erinnerte ich mich an den Gedanken und hab mich in den unendlichen Weiten der Bücherwelt umgesehen, ein paar interessante Geschichten gefunden. Und zwischen all den Büchern habe ich „Sprich“ von Laurie Halse Anderson entdeckt. Als Jugendliche habe ich Depressionen bekommen, ich hab mich vor der Welt versteckt, mich in meinen eigenen Kopf eingeschlossen und hab so manchen Kampf mit mir selbst ausgefochten.
Ich war das nette Mädchen, was mit seiner Freundlichkeit besticht, aber nicht sehr viel spricht – Worte waren einfach nicht meine Freunde. Als dann Melinda auftauchte, war es wie eine heimliche Verbündete, sie verstand, warum die Stimme ihren Weg hinaus einfach nicht fand. Sehnsüchtig habe ich mir gewünscht, sie würde aus dem Buch springen und an meiner Seite stehen, unmöglich, aber sie in Gedanken mit mir zu tragen, hat schon wahnsinnig gut getan. Das Hörbuch gab es nur auf Englisch, ziemlich teuer sogar, aber ich wollte es haben, meine Sprachkenntnisse waren zwar miserabel, aber ich wollte Melinda in meinem Ohr haben, wenn ich unter Menschen war, weil mir die Situationen ziemliche Angst machten, aber mit ihr, wirkte es nicht mehr so erschreckend. Durch dieses Buch habe ich irgendwie gemerkt, dass ich nicht alleine bin, wenn ich mich auch oft so fühlte. Noch heute sind es dieses Geschichten, die ich am liebsten lesen, weil ich so gut nachvollziehen kann, wie sehr es weh tun kann, am Leben zu sein. Das letzte Mal habe ich das Buch vor mehr als 5 Jahren gelesen, heute traue ich mich nicht mehr wirklich daran, weil ich Angst habe, dass es durch die Zeit, seinen Zauber auf mich verloren hat, deswegen steht es nur im Regal, bis ich einmal mutig genug bin, noch einmal den Weg mit Melinda zu gehen.
Und wenn ich auch damals meinen Deutschlehrer hasste, bin ich ihn heute zutiefst dankbar, dass er mir den Eingang zu der Bücherwelt gezeigt hat, wer weiß, ohne ihn, würde ich vielleicht immer noch mit den Buchstaben hadern und nicht verstehen, dass sie eigentlich so viel mehr sind, als schwarze Kleckse auf Papier.
Yvonne von Privatkino



Philip http://book-walk.de/

Jahrelang war ich ein echter Lesemuffel und bis auf Harry Potter hat mich irgendwie nichts so richtig für das Lesen begeistern können. Eines Tages, weit nachdem Der Herr der Ringe auf den Filmmarkt erschienen war, hat mein Bruder die Fantasyreihe "Die Zwerge" von Markus Heitz entdeckt und mir empfohlen. Zunächst skeptisch (Lesemuffel und so), hab ich mich doch daran versucht und was soll ich sagen, ich war sofort hin und weg und hab danach alles, was irgendwie mit Zwergen und Fantasy zu tun hatte, aufgesogen. Diese Leidenschaft für Fantasy teile ich auch heute noch und ich bin sehr froh, den Status Lesemuffel überwunden zu haben. :-)
Philip von Book Walk



Petzi http://www.dieliebezudenbuechern.de/

„Meine Leidenschaft zu Büchern lässt sich äußerst schwer erklären, da ich aus keinem Buchhaushalt komme. Weder meine Eltern, noch meine Schwester lesen wirklich Bücher und folglich hatte ich zuhause auch keine große Auswahl. Glücklicherweise gab es aber immer Kinderbücher und täglich eine Geschichte vor dem Einschlafen. Diese Momente liebte ich am meisten, weil ich ganz gespannt war, was heute passiert. Als ich in die Schule kam und selbst lesen lernte, war ich der glücklichste Mensch überhaupt. Ich konnte es ziemlich schnell und fing an mit großer Begeisterung ganze Bücher zu verschlingen. Vor mir war kein Text sicher. Von einer Bekannten bekam ich zahlreiche Hanni & Nanni-Bücher geschenkt, auf die ich mich sofort stürzte und mit dem Lesen gar nicht mehr aufgehört habe. Dann endlich bekam ich auch den Ausweis für die Bücherei und damit Zugang zu vielen weiteren Büchern von Astrid Lindgren und alles, was mich so interessiert hat. Irgendwann mit ungefähr zwölf Jahren stand ich dann vor dem Bücherregal meiner Tante, stöberte und zog meinen ersten Thriller aus dem Regal. Ich hab es keinem verraten, denn wahrscheinlich hätte ich ihn noch gar nicht lesen dürfen, aber ich war begeistert. Ich wollte mehr von diesen Erwachsenenbüchern und meine Liebe zu Thrillern & Krimis war geboren, die bis heute anhält. Ein Leben ohne Bücher, ohne Texte, ohne Lesen wäre für mich undenkbar und ich bin glücklich darüber, dass meine Eltern meine Leidenschaft unterstützt haben, obwohl sie diese selbst nicht teilen. Die meisten Bücher aus meiner Kindheit und Jugend sind heute in meinem Elternhaus, ich kann sie deshalb nicht immer einfach so zur Hand nehmen. Das erste Buch aus dem ich selbst las, steht aber auch bei mir im Regal. Ich liebte die „Superstarken Tiergeschichten“ und weiß heute noch wie ich mich gefreut habe, als ich das Buch nun selbst lesen konnte und nicht mehr auf meine Mama angewiesen war. Besonders die Geschichte um die Katze Minka hat es mir damals angetan und damit verbinde ich ganz stark auch meine Kindheit. Ja, ich liebe Lesen!

Petzi www.dieliebezudenbuechern.de "Superstarke Tiergeschichten"
Die "Superstarken Tiergeschichten" haben Petzi von Die Liebe zu den Büchern zur Leseratte gemacht.


Anna http://inkofbooks.com/

Hi, ich bin Anna und ich lese nun schon seit etwa 3 Jahren quasi jeden Tag und habe meine Leseleidenschaft entdeckt!
Natürlich habe ich auch als Kind Bücher vorgelesen bekommen und habe diese heiß geliebt, allerdings habe ich dabei noch keine tiefer liegende Verbindung zum Lesen aufgebaut!
Zu diesen Büchern, die ich noch heute total liebe, zählen die „Urmel“-Bücher von Max Kruse, „Die kleine Raupe Nimmersatt“ und „Die kleine Maus Frederick“, welche ich heute immer noch mit meiner Kindheit verbinde! Allerdings hat mich ein völlig anderes Buch zum intensiven Lesen gebracht und das auch nur auf Empfehlung einer Freundin hin: „Rubinrot“ von Kerstin Gier!
Dieses Buch hat für mich eine völlig neue Welt hervorgebracht, hat mich total mitgerissen und ich wollte sofort die Folgebände lesen. Die Liebesgeschichte von Gwen und Gideon und die spannende Zeitreisethematik haben mich damals sofort abgeholt und danach wollte ich immer mehr und immer coolere Bücher und wurde quasi süchtig danach, zu lesen! Ich liebe die Geschichte heute immer noch und die Bücher haben einen besonderen Platz in meinem Regal, weil sie zu allem weiteren geführt haben und mich nun dahin gebracht haben, wo ich nie wieder weg will: Ins Bloggeruniversum!
Anna von Ink of Books



Silke http://www.book-cats.com

Bücher begleiten mich schon mein ganzes Leben lang. Trotzdem weiß ich nicht mehr genau, welches mein erstes Buch war. Genau erinnern kann ich mich aber noch an ein dunkelblaues Gute-Nacht-Geschichten-Buch mit Bären, Hasen usw., das wohl auch schon meine Geschwister vor mir hatten, da sich der Einband von den Seiten löste. Geliebt habe ich als Kind meine Märchenbücher. Es gab ein berühmtes Hauptmärchen zu Beginn und dann noch viele andere kurze Geschichten und Märchen. Zu den Büchern gehörten auch Hörkassetten. Immer, wenn man Umblättern musste, erklang ein Glöckchen. Somit konnte ich auch, als ich noch gar nicht so gut lesen konnte, der Geschichte folgen und mitlesen.
Meine Familie hat sich früher immer gewundert, von wem ich den Lesedrang habe, denn sobald ich lesen konnte, hat man mich nicht mehr ohne Buch angetroffen. In meiner Familie gab es sonst keinen, der Bücher so inhalierte wie ich. So gesehen hat sich die Liebe zu Büchern von ganz alleine entwickelt, wurde aber von meinen Eltern immer unterstützt. Mittlerweile habe ich meine Leidenschaft sogar an eine meiner Nichten weitergegeben, die genauso gerne liest.
Silke von Book-Cats

Welches war euer erstes Buch? Wart ihr dem Lesen schon in Kindergarten-Tagen verfallen oder kam die Liebe zu den Büchern erst später? Ich bin gespannt auf eure Geschichten!