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[Rezension] Ich bin die Nacht von Ethan Cross

Dienstag, 3. Februar 2015

Foto: Nana - What else?
© Bastei Lübbe
Ein klein wenig zum Inhalt: Francis Ackerman junior ist ein Serienkiller. Er wurde nicht als Mörder geboren. Er wurde zum Mörder gemacht. Jahrelange physische und psychische Folter durch seinen Vater haben ihn zum Monster programmiert, das Freude daran hat, mit seiner Macht zu spielen. Mit Leben zu spielen. Und genau deswegen lädt er seine Opfer immer ein, ein Spiel mit ihm zu spielen. Jedes seiner Opfer bekommt eine Chance zu überleben, das eigene Leben zu "gewinnen". Doch die Regeln bestimmt Ackerman.

Erst als Ex-Polizist Marcus sich ihm entgegenstellt, scheint er einen würdigen Gegner zu haben. Und die Spiele sind wieder eröffnet.

Idee: Bereits beim Lesen des Klappentextes kribbelte es in meinen Fingern. Dieses Buch muss ich lesen! Ich liebe psychologisch ausgereifte Psycho-Thriller und genau das, schien der Klappentext zu versprechen. 
Nur eines ist dunkler als die Nacht: das Herz dieses Killers.

Mein Name ist Francis Ackerman junior. 
Ich bin das, was man gemeinhin einen Serienkiller nennt. 
Doch ich töte nicht wahllos, und jedes meiner Opfer bekommt 
eine faire Chance, denn ich fordere es zu einem Spiel heraus. 
Wer gewinnt, überlebt. Ich habe noch nie verloren. 
Die meisten Menschen werden mich verabscheuen. 
Einige, die mir ähnlich sind, werden mich verehren. 
Aber alle, alle werden sich an mich erinnern. 
Mein Name ist Francis Ackerman junior. 
Ich bin die Nacht und ich möchte ein Spiel mit Ihnen spielen.
Zitatrecht: © Bastei Lübbe

Ein Mörder, der dich zum Spielen auffordert. Gewinnst du, bleibst du am Leben. Verlierst du, verlierst du alles. Die Grundidee erinnerte mich ein wenig an das Konzept von SAW. Eine vielversprechende Idee, die in der Umsetzung vollkommen unterging.

Zitatrecht: © Bastei Lübbe
Umsetzung: Ein Kapitel aus der Perspektive des Killers, das nächste aus der Perspektive des Ex-Cops, ein wieder anderes aus Sicht des Opfers, das mit rasendem Herzen im Versteck kauert und betet, nicht gefunden zu werden. Der Beginn wirkt gerade durch die vielen Perspektivenwechsel und Rückblenden temporeich, die Cliff-Hänger, die jedes Kapitel beschließen, machen das Buch zu einem Pageturner. Der Beginn dieses Thrillers hätte nicht besser umgesetzt werden können. Spannend, grausig, düster, psychologisch raffiniert. Doch leider, leider, leider konnte der Thriller nicht bis zum Ende dieses vielversprechende Niveau beibehalten. Während zuvor der Killer, seine Geschichte, seine Gedanken, sein Verlangen zu Töten im Vordergrund stehen, verlagert sich der Fokus später auf Marcus, den Ex-Polizisten. Ex-Polizist, weil er einfach nicht damit klar kommt, einen Serienkiller erschossen zu haben und sich deswegen vor lauter schlechtem Gewissen Seite um Seite wie ein Aal windet, während er gleichzeitig immer wieder als gerechtigkeitsliebender Bad Boy beschrieben wird. Leider zog sich das stellenweise endlos in die Länge. Darüber hätte man hinweg sehen können, wäre das Ende nicht ganz so lächerlich gewesen. Zum Schluss (eigentlich während des letzten Drittels des Buches)  ist Ackerman - DER KILLER schlechthin - nur noch eine Randerscheinung, die ganze Welt ist eine Verschwörung und von der Regierung geduldete Selbstjustiz wird verherrlicht, da ohne Rächer, die über dem Gesetz stehen, scheinbar das Chaos ausbrechen würde. Hatte ich zu Beginn noch das Gefühl einen richtig guten, ausgeklügelten Thriller in Händen zu halten, war ich mir zum Schluss nicht mehr wirklich sicher, was genau ich da gelesen hatte. Das Manifest eines Verschwörungstheoretikers? Die Bibel der Selbstjustiz, die sich selbst auf den Arm nimmt? Man weiß es nicht.

Gestaltung: Einer der am tollsten gestalteten Thriller, die in meinem Bücherregal stehen. Nachtschwarz hebt sich der Titel Ich bin die Nacht vom ebenfalls schwarzen Hintergrund nur durch die Prägung ab. Wirklich faszinierend an diesem Buch ist der Buchschnitt, der ebenfalls schwarz gefärbt wurde! Die Aufmachung des Buches passt perfekt zu Titel und (erwartetem) Inhalt und besticht durch ihre Schlichtheit: Absolut TOP.

Soundtrack: Mein persönlicher Soundtrack zu diesem Buch für euch:
Like A Storm - Love The Way You Hate Me

Fazit: Ein Coverkauf. Leider gibt es das Sprichwort "außen hui, innen pfui" nicht umsonst. Ein lauer Thriller, der öfter als ihm gut tat ins Lächerliche abrutschte und alles in allem einen enttäuschenden Nachgeschmack hinterlässt. Für die wirklich tolle Aufmachung und den gelungenen Beginn vergebe ich dennoch 

2 von 5 Gerrys - Schade.