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Valentinstag. So What?!

Mittwoch, 5. Februar 2014

Valentinstag. Mal wieder. So what?!

Ja, ich gebe selbst zu, das klingt wie der Beginn eines verbitterten Postings eines verbitterten Mädchens. Manchmal bin ich das auch. Manchmal auch ein wenig mehr :P Aber eigentlich bin ich einfach nur ein viel zu quirrliger Mensch, der seine Gedanken mit euch teilen möchte und muss, gerade wenn's um gefinkelte Angelegenheiten geht :D

Aber wer bin ich jemandem den Valentinstag madig zu machen? Ich selbst hatte das erste Date mit meinem McDreamy am Valentinstag. Und so einen wunderschönen Tag kann man nie vergessen. Ob man will oder nicht. Deshalb freue ich mich für jeden, an den jemand am Valentinstag denkt, für jeden, der eine Be-My-Valentine-Karte bekommt, für jeden, der chic zum Essen oder ins Kino ausgeführt wird, für jeden, der den Abend mit dem/der Liebsten verbringen darf.... (auch wenn ich finde, solche Dinge sollten sich nicht auf den 14. Februar beschränken, verstehe ich doch, dass es einfach schön ist, gezeigt zu bekommen, dass man jemandem etwas/viel/mehr/am meisten bedeutet).

Natürlich nervt die dauernde, sich wiederholende, und meist furchtbar schlechte Reklame (mit Ausnahme der süßen Milka-Werbung :P), die uns bereits Wochen, bevor der Valentinstag auch nur naaaaht, an ihn erinnert. Selbst wenn man wollte, könnte man diesen Tag aller Tage nicht vergessen.

Aber all das lässt mich vollkommen kalt (und ich versteh' auch die Leute nicht, die sich da künstlich aufpudeln). Richtig warm werd' ich mit diesem Tag nicht, weil er mir, je älter ich werde, immer ein klein wenig heuchlerischer vorkommt: In meinem Bekanntenkreis, in meinem Freundeskreis, ja leider sogar in meiner eigenen Geschichte gibt's so viele traurige Geschichten rund ums Lügen, Betrügen, Nicht-Füreinander-Dasein. Und da hilft eine tote Blume am 14.2. dann auch nicht mehr. (Oder wie wir in Österreich sagen: "Das macht das Kraut dann auch nicht mehr fett." Fragt mich bitte nicht wieso.)

Um dem lieben Valentinstag also nicht unrecht zu tun, hab ich mich nun also in die Recherche gestürzt. Was hat es mit diesem Tag auf sich? Und wer zum Henker nochmal ist dieser Valentin?

Valentin war kein Chocolatier und auch kein Rosenverkäufer.... so wie ich das sehe, hätte Valentin am Valentinstag nicht einmal jemandem seine Liebe gestehen dürfen, außer Gott. Er war Bischof im 3. Jahrhundert nach Christus. Ja, das ist schon ein Zeiterl her. Valentin von Terni war ein rebellischer Bischof, der Liebende, denen eine Heirat (aufgrund ihrer Herkunft, ihres Standes....) verboten war, traute und sich so Kaiser und Kirche widersetzte. (Gefällt mir! Geschichtlicher Exkurs ENDE.)

Da gings um echte Liebe. Damit hätte ich nie gerechnet.

Denn wenn ich mir dieses Drumherum um den Valentinstag im 21. Jahrhundert ansehe, merke ich von LIEBE nicht viel. Beziehungsweise merke ich nur, dass viele unter Liebe anscheinend nicht dasselbe verstehen wie ich. (Ja, das macht mich traurig, aaaaber: ich hab euch bereits in der ersten Zeile gewarnt, dass das hier stellenweise wie der verbitterte Post eines verbitterten Mädchens anmuten könnte. Ich hoff, ich kratz später nochmal die Kurve ....)

Letztes Wochenende habe ich den großen Fehler gemacht, mir einen Film im TV anzusehen. Wenn ich im Jahr 5 Mal vor einem Fernseher sitze, dann ist wirklich alles zusammengeräumt. Und dann erwische ich ausgerechnet einen Film, der angeblich ein Schmachtfetzen sein soll, es aber nicht (null! nada! niente!) geschafft hat, die Nana in romantische Stimmung zu versetzen, sondern lediglich eines bravourös bewerkstelligt hat: die Nana sehr sehr wütend zu machen.

Um welchen Film es sich handelt? Tatataaaaa: "Valentinstag".
Jaaaa, das Staraufgebot war der Wahnsinn, einige der zehntausend herrlich-kitschigen Handlungsstränge mögen auch ganz reizend gewesen sein - um mir die Suppe zu versalzen reichte jedoch eine dieser Geschichten vollkommen aus :D

Estelle und ihr Mann Edgar - eine Bilderbuchbeziehung: Zusammen seit der Highschool, nie getrennt, immer glücklich, die ersten und einzigen füreinander. Ich sage nicht, dass es so sein muss, aber schön is es unumstritten :)

Was passierte dann? (Ihr ahnt vielleicht schon, das große ABER dieser Bilderbuchbeziehung naht.)  Edgar war in jungen Jahren brav am Arbeiten, die gute Estelle war einsam, allein und traurig und fing sich was mit Edgars gutem Freund (haha!) und Geschäftspartner an. Nach einigen Jahrzehnten gesteht Estelle Edgar ihr Vergehen ... am Valentinstag und kurz vor der Erneuerung ihres Ehegelübdes. Wuhuuuu, da kommt Freude auf. Was sagt der gute Edgar darauf?:

 "Unfortunately, the truth makes everything else seem like a lie". 
Ich denke, jeder Holzklotz kann mit Edgar mitfühlen und man muss nicht erst selbst einmal betrogen worden sein, um zu wissen, dass man alles in Zweifel stellt, wenn einem derart der Boden unter den Füßen weggerissen und einem die Gewissheit, bedingungslos geliebt zu werden, genommen wird.

Aaaaaaber alles kein Problem, denn (wie uns Estelle erklärt):

"When you love someone, you love all of them... you gotta love everything about them, not just the good things but the bad things too. The things that you find lovable and the things you don't."  

Soll man da nun als Zuschauer lachen oder weinen?
Estelle entschuldigt sich mit diesen Worten bei ihrem Mann und es kommt zur Versöhnung. Viele (nicht alle, aber viele) Menschen verdienen eine zweite Chance - ich gönne sie auch von Herzen Estelle. *zwinker*

Was mich, gelinde gesagt, an der Sache wurmt, ist die Art, WIE  argumentiert wird.
Estelle verletzt ihren Partner bewusst (ist ja nicht so, als wär sie ihm mal unabsichtlich auf den Fuß getreten...) und fordert dann ein, mit ALL ihren Fehlern geliebt werden zu wollen, weil das die Liebe ja ausmacht. Bumm. Wie frech is'n das? 
Klar ist es schön, wenn man mit den Macken und Kanten des Partners gut leben kann. (Der ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Na klar. NIEMAND ist perfekt - aber darum geht's ja auch nicht.) Ich denke dabei aber eher daran, dass der andere permanent seine Socken rumliegen lässt, abartig schnarcht, immer öfter unpünktlich ist, die Finger nicht von der Playstation lassen kann, oder mal den ein oder anderen Valentinstag vergisst. Das sind Fehler, die nicht bewusst darauf abzielen, dem anderen weh zu tun. Handlungen und Taten, bei denen man, während man sie begeht, bereits weiß, dass man den Partner damit unglaublich verletzt, gewichte ich für mich vollkommen anders. Denn da ist keine Liebe im Spiel.

Für mich liegt Liebe im Umkehrschluss.
Jemanden zu lieben, bedeutet für mich, alles zu tun, um den anderen glücklich zu sehen, alles zu tun, um Kummer von ihm fernzuhalten.
Nicht umgekehrt, die Taten, die ich bewusst begangen habe und die dem anderen großen Kummer bereitet haben, mit den Worten abzutun "Wenn du mir das nicht verzeihst und mich nicht, obwohl ich dir sooooooooooooooo wehgetan habe, liebst, dann ist das keine richtige Liebe." Ja klar. An dieser Stelle kann ich nur Christine Nöstlinger zitieren: "GRUSELFURZWUSELPUPS!" So eine verdrehte, heuchlerische Logik kann doch niemand ernst nehmen? (Bitte, bitte sagt mir das einer... ^^)

In meinen Augen liebt man nicht "richtig" (man beachte bitte die Anführungszeichen!!), wenn man es über sich bringt, den anderen bewusst zu verletzen, denn 

"Lieben, wirklich lieben, heißt: Wissen, was dem anderen weh tut."
Martin Buber

Für mich (und ich kann und will in diesem riiiichtig langen Artikel nur für mich sprechen - Danke an dieser Stelle fürs treue Durchhalten!) trifft Ted Mosbys Versuch, die Liebe in Worte zu fassen, schon viel eher zu. 
Genau so und nicht anders empfinde ich die Liebe :-) 
Und so etwas, wünsche ich jedem einzelnen von euch da draußen.

Ted Mosby's Speech About Love aus 
"How I Met Your Mother", Staffel 9, Episode 17

Ich wünsche euch einen wundervollen Valentinstag, möget ihr mit Schokoherzchen überhäuft, mit Blumensträußen überrascht und mit Valentinskarten glücklich gemacht werden :-) (Ich empfehle jedoch eine Abendgestaltung, die ohne den Film "Valentinstag" auskommt.) Ich wünsche euch so viel Liebe, wie in euer Herz passt, und dass ihr Liebe immer als etwas erfahren dürft, das einen davon abhält, den anderen zu verletzen, und nicht als Freikarte dafür, Mist bauen zu dürfen, weil man als Liebender, ohnehin alles zu verzeihen hat.....

Ich wünsche euch von Herzen alles Liebe

Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich. 
Hermann Hesse


Eure Nana