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[Rezension] "Der Kinderdieb" von BROM

Samstag, 29. September 2012

Er sah zu den Sternen hinauf, und ein verschlagenes Lächeln ließ sein Gesicht erstrahlen.
"Zeit für ein Spielchen", flüsterte er und blinzelte ihnen zu.
Die Sterne blinzelten zurück, weil Peters Lächeln einfach unglaublich ansteckend war.

"Der Kinderdieb" - BROM
mit mir am Strand von Fuerteventura

Vergiss das Märchen - erlebe das Abenteuer! 
Ein wenig zum Inhalt: Von seiner menschlichen Mutter wegen seines Feenblutes verstoßen, sein Leben lang gejagt und verfolgt, glaubt Peter sich im Himmel, als seine Augen das erste Mal die paradiesische und sagenumwobene Insel Avalon erblicken. Dort lebt er nun bereits seit Jahrhunderten von Jahren- sofern sich Zeit in Avalon messen lässt, um seine geliebte Dame Modron zu beschützen. Menschenkindern bleibt in Avalon das oft traurige Erwachsenwerden erspart, und so rettet Peter viele verlorene Kinder - aus der Sklaverei, vor prügelnden Vätern und Misshandlung- und verspricht ihnen ewige Jugend und ein Leben mit ihm auf Avalon im Clan der Teufel. Doch Avalon befindet sich in größter Gefahr, und so müssen sich die Kinder ihren Platz auf Nimmerland verdienen.. und nicht selten mit ihrem Blut dafür bezahlen.


Idee: Peter Pan für Erwachsene könnte man sagen. Doch eigentlich ist uns der Peter, welcher uns in "Der Kinderdieb" begegnet, jenem Peter, welchen James Matthew Barrievor über 100 Jahren zum Protagonisten seiner Bücher und Theaterstücke zum Leben erweckte, viel ähnlicher, als jener, welchen uns moderne Märchenbücher und (meine heiß geliebten) Disneyfilme präsentieren. Er ist skrupellos, tapfer, scheut keinen Kampf und geht, um seine Ziele zu erreichen, über Leichen..
 
Umsetzung: Erzählerisch brilliant und innovativ umgesetzt, spannend und gefühlvoll, tragisch und heiter erzählt wird einem die Geschichte des echten Peter Pan, des tollkühnen Kämpfers ohne Skrupel und Gewissen, erzählt. Die wahre Geschichte darüber, wie es den Menschen fast gelang das Nimmerland Avalon zu zerstören.. BROM hat ausgezeichnete Recherche betrieben und in "Der Kinderdieb" Mythen, Märchen und Sagen aus aller Welt einfließen lassen, wodruch ein brilliantes, fantastisches Meisterwerk entstehen konnte :)

Charaktere: In "Der Kinderdieb" begegnen dem Leser viele tiefgründige, fein gezeichnete Charaktere, die mit ihren Stärken und Schwächen vorgestellt werden und für die man (ja, tatsächlich für jeden einzelnen) ein Gegfühl entwickeln kann. Peter und Nick sind die beiden Hauptcharaktere des Werkes. Peter wirkt zum einen furchtbar sympathisch, tough, und keck, um nur im nächsten Moment mitleiderregend, blutrünstig und gewissenlos zu erscheinen. Gerade diese unvorhersehbare Mischung von Peters Eigenschaften und Charakterzügen ließ ihn für mich zu einem fasznierenden kleinen Rätsel werden. Auch wenn seine Kaltblütigkeit in manchen Situationen mir beim Lesen das Blut in den Adern gefrieren ließ, so büßte dadurch mein sympathischer Eindruck von ihm nie ein - wie bereits gesagt, ein ausgegorener und dennoch (gedanklich) kaum greifbarer Charakter. Nicks Schicksal, seine Stärke, sein Mut und seine Loyalität machen ihn zu einem ganz besonderen Charakter - der Großteil der Geschichte wird aus seiner Perspektive erzählt. Keinem anderen hätte ich ein Happy End so sehr gewünscht wie ihm. Doch auch die Teufel (wie sich die Mitglieder des Teufelsbaumes, die verlorenen Kinder) nennen, waren unabkömmlich für das Gelingen der Geschichte. Ebenso wie die Fleischfresser, welche anfangs von mir (und den Teufeln) gefürchtet, später beinahe ebenso angsteinflößende menschliche Züge zeigten..
Kurz und gut: Selten begegnet dem Leser ein in seiner Gesamtheit derart detailliert beschriebenes Romanpersonal, so dass man während den Lesen für viele Figuren Empathie, Sympathie oder auch Groll zu hegen lernt..

Gestaltung: "Der Kinderdieb" fasziniert nicht nur durch die einzigartige Geschichte, die BROM präsentiert, sondern auch durch die durch und durch gelungene Gestaltung. Denn BROM versteht es nicht nur fabelhaft zu schreiben, er ist auch in anderen Bereichen künstlerisch tätig - ja, tatsächlich stammt das Cover von ihm, sowie die zahlreichen Schwarz/Weiß-Zeichnungen, die sich im durchgehend illustrierten Buch t finden (davon könnte ihr einen kleinen Eindruck im Buchtrailer erhalten!). Das Taschenbuch liegt trotz beträchtlichem Umfang wunderbar in der Hand, die Illustrationen und das ungewöhnliche, aber für mich durch und durch magische Cover machen "Der Kinderdieb" zu einem wahren schaurigen Augenschmaus!

Soundtrack: Unzählige Lieder schwirrten mir beim Lesen dieses Buches durch den Kopf. Von den heftigen Klängen von "Riot" von Three Days Grace, welche die jungen Teufel in die Schlacht begleitet haben, bis hin zu sanften wehmütigen Melodien (wie "I grieve" von Peter Gabriel), die sich durch Peters Kindheit ziehen..
Oft dachte ich auch an das Lied "I'm not calling you a liar" von Florence and the Machine.. (:



Fazit: Peter Pan ist seit ich denken kann mein allerliebster Märchenheld, seine Geschichte hat mich schon das ein oder andere Mal zum Tagträumen verführt und ich würde sofort und ohne mit der Wimper zu zucken meine 7 Sachen packen und mit ihm nach Nimmerland fliegen. Ihr seht also, meine Loyalität peter gegenüber ist grenzenlos. Wenn dann ein Autor kommt und dieses Märchen und die Figur Peters vollkommen neu erfindet und ich es trotzdem für genial halte, dann hat das definitv etwas zu bedeuten :) BROM hat es geschafft mich mit seiner abenteuerlichen und nicht zuletzt (zumindest stellenweise) blutrünstigen von uralten Mythen, Erzählungen und Sagen inspirierten Adaption des Peter Pan vollkommen zu überzeugen, weshalb ich diesem Roman aus voller Überzeugung 5 von 5 Sternen verleihe :)

5/5 Sterne

Liebe Cate, danke danke danke für dieses ganz außergewöhnliche Buch, das meine Phantasie beflügelt und meine Sicht auf Peter Pan definitiv erweitert hat :D Du weißt eben, welche Bücher Nana glücklich machen.. .smile.

664 Seiten
Knaur TB
978-3426506882
Hier gibt's mehr Infos zum Buch :)