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Steve Tesich - "Ein letzter Sommer"

Donnerstag, 5. Januar 2012

"Du redest ganz schön oft vond er Liebe", sagte sie.
"Weil es mir gut tut."
"Es wird nicht immer so sein, Daniel."
"Doch, immer."
"Sie kann eine richtige Krankheit sein." Sie nichte lächelnd. "Und sie kann ein Heilmittel sein, uns es wird eine Zeit kommen, da wirst du nicht wissen, ob sie das eine ist oder das andere."

Ein verstörendes, wahres, desillusionierendes udn doch träumerisches Buch über die Macht der Liebe, die ungeheure Wucht des Schmerzes, den Zurückweisungen auslösen können, das Begreifen und Ergreifen von Chancen, und das Erwachsenwerden ohne die kindlichen Träume zu verlieren..

Der Schulabschluss ist nahe und Daniel und seine beiden Freunde haben keine Ahnung, was sie danach machen sollen. Was das Leben für sie bereit hält. In dem kleinen Nest in East-Chicago gibt es nur ein trostloses Leben als Fabriksarbeiter, unter trostlosen Bedingungen und unter trostlosen Menschen - doch keine Zukunft. Daniels endloses Grübeln über seine Zukunftspläne endet jedoch, als ein paar Straßen weiter, die junge hübsche Rachel einzieht und seine Gedanken nicht mehr über sie hinauskommen..

Story: Die Trostlosigkeit und verbitterte Atmosphäre der Gegend und in den Familien durchzieht die Geschichte als roter Faden, der beinahe greifbar ist. Nur zu gern stürzt man sich als Leser auf den Hoffnungsfunken der "Rachel" heißt, um dann umso tiefer gemeinsam mit Daniel zu fallen..


Schreibweise: Steve Tesich schuf eine graue Welt, in der sich Sonnenstrahlen nur mit Mühe, aber mit umso größerer Kraft einen Weg durch die Wolken bahnen.. Poetisch, zu Herzen gehend.. Dieser Roman lässt den Leser zustimmend nicken und im nächsten Satz erschrocken zusammenzucken..


Gestaltung: Das Portrait eines jungen Mannes der im Schatten liegt und in die Sonne blinzelt - ein wunderbar gewähltes Motiv..


Fazit: Kein Roman für jeden Tag, aber mit Sicherheit einer jener Romane, die uns dazu verführen, in Gedanken versunken, an einzelne Szenen, an Dialoge oder den Herzschmerz zurückzudenken und sich dadurch einsam oder gerade eben NICHT einsam zu fühlen..


List-Verlag
2010 (14. Auflage!)
491 Seiten

Mein persönlicher Soundtrack zu "Ein letzter Sommer" ist: "Heavy in your arms" von Florence and the Machine. Jeder der das Buch gelesen hat, wird mich verstehen.. :)