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forbidden - Tabitha Suzuma [Oetinger Verlag]

Dienstag, 27. September 2011

Vielen, vielen herzlichen Dank an den Oetinger Verlag! Es war mir eine große Freude dieses Buch lesen und rezensieren zu dürfen (:

Wie kann sich etwas so Falsches so richtig anfühlen?

Lochan und Maya haben sehr früh aufgehört Kinder zu sein. Seit ihr Vater ihre Mutter und mir ihr, die 5 Kinder verlassen hat, ist in ihrem Leben kein Platz mehr zum Kindsein. Ihr Dad ist fort und hat eine neue Familie. Ihre Mutter schminkt sich vulgär, zieht sich zu enge, zu teure, zu kurze Kleider an, betrinkt sich schon in den Morgenstunden und zieht nächtelang mit dem jüngeren Kneipenbesitzer  Dave um die Häuser, um ihre verlorene Jugend nachzuholen [die sie ihrer Meinung nach liebevoll für die Familie geopfert hat]. Unterdessen obliegt es Lochan und Maya, die Familie, oder was davon übrig ist, zusammenzuhalten. Für Willa, Kit und Tiffin zu sorgen. Sie in die Schule zu bringen. Anzukleiden. Hausaufgaben zu machen. Zu kochen. Zu waschen. Zu spielen. Und neben all dem alltäglichen Wahnsinn, die eigene Pubertät zu meistern, für Prüfungen zu lernen, ihre Mum um Geld für Essen und Stromrechnungen anzubetteln und mit aller Macht zu versuchen, das Jugendamt fernzuhalten..
Was hält einen aufrecht, wenn einem rund um die Uhr mehr abverlangt wird, als man geben kann? Wenn einem keine noch so kleine Pause vergönnt ist? Wenn die Last auf den Schultern einen seit Jahren niederzudrücken droht? .. Die Liebe. Nur weil Maya und Lochan einander haben, und diese unglaubliche Last ZUSAMMEN tragen, ist es ihnen möglich durchzuhalten. Doch ihre Liebe, ihr Verständnis füreinander geht über alle Grenzen familiären Zusammenhaltes hinaus. Denn Lochie und Maya lieben sich nicht nur als Bruder und Schwester. Sie lieben sich als Mann und Frau. Sie kämpfen lange gegen die Gefühle füreinander an, haben Angst vor dem Gesetz, Angst vor dem Anderssein, Angst vor der Welt, die eine solche Liebe nicht akzepiert. Doch welches Gesetz dieser Welt kommt gegen Schmetterlinge im Bauch an?..

Stil: Diese wunderbare Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Lochan und Maya erzählt, was unglaublich gut gelungen ist und es einem ermöglicht Maya und Lochie mit den Augen des jeweils anderen zu sehen (: Die Dialoge sind authentisch, unverkrampft. Tabitha Suzuma schreibt mit dem Herzen und direkt in die Herzen der Leser..

Charaktere: Kein sachtes Dahinplätschern bei der Beschreibung der Figuren, ihrer Gedanken, Wünsche, Träume, Sehnsüchte, Ängste. Man KENNT die Protagonisten, man weiß was sie fühlen- und man fühlt zu jeder Zeit mit (allein diese Tatsache, lässt bei einem derart komplexen, schwierigen Thema, wie es das von Geschwisterinzest ist, schon vermuten, wie grandios die Schriftstellerin diese Geschichte umgesetzt hat..) Auch die jüngeren Geschwister Tiffin, Willa und Kit werden nicht nur am Rande als Marionetten in die Szenen gesetzt, die ganze Story lebt von diesem fühlbaren, starken und doch zum Zerreißen gespannten Band, das die Geschwister miteinander verbindet.

Story: Unbeschreiblich..

Gestaltung: Die Gestaltung des Buches ist wunderschön, einfach und schlicht gehalten. "Wie kann sich etwas so Falsches so richtig anfühlen?" Bereits die erste Zeile gibt einen kleinen Einblick, was einen auf den kommenden Seiten erwartet - denkt man. Und doch trifft einen die schicksalshafte Geschichte und ihr Ausgang dann vollkommen unvorbereitet. Die gebundene Ausgabe macht einen sehr edlen Eindruck, worüber ich sehr froh bin, denn dieser grandiose Roman verdient es, bereits mit den Augen als besondere Kostbarkeit wahrgenommen zu werden :)

FAZIT: Wo fängt Toleranz an? Und wo endet sie? Wo beginnt die Liebe, und wo weist das Gesetz, die Gesellschaft, die Engstirnigkeit, die Vernunft sie in ihre Schranken?
Wo endet die Liebe.. und wer legt die Grenzen fest?..

Dieses Buch ist ein kleines Meisterwerk.

Oetinger Verlag
445 Seiten